Ich weiß, Asche auf mein Haupt, es gibt Leute, die 10 mal so oft auf ihre Plogs schreiben, ich bin da so mehr der Junge für Emails und Telefonate und auch mal einen Runden Brief. Der Nächste ist Übrigens in Aussicht und es wird mal wieder ein Mammutprojekt...hehe.
Doch fürs Futter zwischendurch gibt es heute einen Text auf die Augen, der sich rund ums Hadaka Matsuri dreht :)
Der Inhalt rankt sich um das Nacktenfest, das diese Woche Dienstag in Inazawa stattgefunden hat und alles weitere gibt es jetzt hier:
Das bedeutet natürlich sofort rauf auf die Drahtesel und dann immer der Nase nach. Der Sake-Fahne entgegen.
Schon in der ersten Seitengasse begegnet uns ein erwachsener Mann, der bis auf ein Tuch um die Lenden, völlig nackt ist. Und das bei ca. 8° C. Nachdem wir ihn prustend bemitleidet haben folgen wir ihm auf die Hauptstraße: hier trifft unser einsames Adamskostümchen auf eine ganze Horde so gut wie nackte Männer. Das ist wirklich ein Anblick, der schwer in Worte zu fassen ist..Wir folgen der brüllenden Meute Richtung Schrein. Ihr Lendenschurz erinnert etwas an die Riesen-Unterhöschen, wie man sie von den Sumo-Kämpfern kennt. Sie haben bereits tief ins Sake-Tetrapak geguckt und brüllen und grölen irgendwas auf japanisch, während wir perplex dieses Spektakels auf unseren Fahrrädern, langsam, wie ein Jeep auf Safari, der Herde hinterherfahren.
Es ist ein richtiges Dorffest, wen man es so nennen Darf. Mit allem Zubehör - es gibt Polizisten und Zuschauer. Absperrungen und Essensstände mit lustigem Essen. Es ist ein Fest wo die ganze Stadt auf den Beinen ist und eine äußerst ausgelassene Stimmung herrscht.
Am Schrein trifft unser Mob dann auf hunderte und aber hunderte weiterer entblößter Waschbärhintern und fröhliche Zuschauer. Es gibt keine Musik, nur die sich immer wiederholenden Sprechchöre der nackten Männer.
Noch dazu gesellen isch nicht weniger als drei Nachrichtenhubschrauber, auf den Straßen laufen Reporter und Kameraleute von Yoga zu Pilates und andersrum. Kurz: Es geht rund.
Alle warten auf einen einzigen ganz nackten Mann, der vorher ausgewählt und von irgendwelchen Priestern im Schrein "rituell gereinigt" wurde. Der ganze Spaß hat nämlich seinen Ursprung und Zweck in der der Shinto-Religion. (Auch wenn die Japaner Kultur und Religion gerne einmal vermischen und meinen, "...dass das ja eigentlich das Gleiche sei") Wer den nackten Mann, wenn er aus dem Schrein kommt, berührt, so glauben die Leute (mehr oder weniger), überträgt damit alles Pech und Unglück, das das Schicksal im nächsten Jahr bringen möge, auf ihn. Also wer ihn berührt, dem wird im kommenden Jahr nix schlimmes passieren. Es kann auhc andersrum sein und man kann seinen ganzen Müll abladen, den man in diesem Jahr gesammelt hat. Kommt am Ende eigentlich aufs Gleiche raus: Er ist eine Art Quasi-Sündenbock.
Er kommt eine Stunde zu spät, die nackte Menge stürzt sich auf ihn, er hat es irgendwie überlebt aber so wie es ausgesehen hat, hätte es auch gut anders ausgehen können. Ich habe ihn selbst nicht gesehen, nur das gewaltige Gewühl um ihn herum. Aber die schmerzverzerrten Blicke der Männer um ihn herum die ich erspähen konnte, als sie von der tobenden Menge zerquetscht wurden, habe ich noch vor Augen,.
Die Jagd nach dem nackten Mann war der „Höhepunkt" des Festes, danach hatten Dec und ich wirklich genug von diesem "Kulturspektakel" und sind wieder nach Hause gegangen, sie spinnen doch.
Am nächsten Tag waren alle Männer wieder angezogen, Hemd und Krawatte, im Zug auf dem Weg zum Büro, als wenn nie was gewesen wäre.
Ansonsten läuft hier alles einigermaßen seinen gewohnten Gang und ich bin einfach immer noch froh, hier sein zu dürfen und so tolle Klassen zu haben :)
Auf bald und mata ne, Tim
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