Wer also die Asche hat, auf die Nanzan zu gehen kann isch immerhin noch mit dem Namen rühmen, sollte der Studienabschluss nicht allzu glorreich ausfallen. Das scheinen einige Japaner auch so zu sehen, weil wir in den zwei Deutschklassen, die wir besucht haben, einiges dazu hören durften. Charmant eingeleitet vom Japanischen Professor, der 1,5 Jahre in Mainz studierte saßen wir vorne auf unseren Stühlchen und durften uns als "echte Deutsche" bestaunen lassen. Eine Studentin war ganz glücklich, zum ersten mal wirklich mit einer Deutschen geredet zu haben..hehe. Auf unsere Frage hin, warum die Studenten denn deutsch lernen wollten stellte sich bald das Bild heraus, dass es viele lustige antworten auf diese Frage gibt. Einer hielt die deutsche Sprache für die schönste Sprache der Welt ( interessanterweise gerade wegen des ("ch" wie in "Docht"), eine andere las gerne Märchen und meinte, Deutschland sei ja sowas wie ein "Märchenland" mit Schloss Neuschwanstein und so...und ein dritter wollte einfach nur an der Nanzan studieren (mehr war jedenfalls auf Deutsch nicht aus ihm rauszukriegen, hehe)
Alles in allem war es sehr interessant und anschließend gab es dann erstmal, echt japanisch eine großangelegte Fotoaktion, wo Dec und ich einmal mit sämtlichen Kursmädchen auf Handykamera gebannt werden mussten und unsere Mädchen Hanna und Julia mit den Herren
Deutsch scheint hier ähnlich wie Französisch bei zu sein - eine romantisch verklärte Frauensprache, mit der man sich in Paris durchschlagen kann ;)
Anschließend war dann treffen im "Logos" Gebäude mit ein paar anderen Deutschstudenten fortgeschritteneren Jahrgangs, die auch mal echte Deutschländer probieren wollten. Waren mal wieder allesamt alles klasse Kerle und wir hatten eine schöne halbe Stunde verbracht, bevor die Jungens wieder zurück in den Unterricht mussten. Das war der Startschuss für uns, die hiesige Mensa zu stürmen wo ich mich nach einigen hin und her für das "ton-katsu" (hier ein Hühnerschnitzel) entschieden hab, das sich als riesig herausstellte. Allerding stellte es sich auch von lausiger-hautschwartiger-fettiger Konsistenz heraus und ich konnte mich bisher mit diesem Futter nicht wirklich anfreunden. Dafür war der Reis als Beilage ausgezeichnet und schön klebrig :)
Am nächsten Tag ging der Spaß gleich weiter, als Dec und ich bei unserer McDonalds Stippvisite zwischen den Arbeitszeiten eine Begegnung der dritten Art hatten. Sofern Kakerlaken zur dritten Art zählen. Jedenfalls waren wir gemütlich am mümmeln, als Declan plötzlich innehält und mit seinem Fingerzeig die Fluchtroute einer 4cm Kakerlake verfolgt. Ich muss zugeben, ich hab noch nie so ein Viech in freier Wildbahn, geschweige denn in einem Mc Doof gesehen und war schon leicht schockiert. Die Japanerin, zwischen deren Beinen das Unviech sich durchkribbelte nahm das Malheur mit eleganter Fassung, packte ihre Sachen und war binnen Sekunden aus dem Restaurant. Die Kakerlake machte es sich dann unterm gegenüberliegenden Tisch gemütlich, wo sie dann von der von Dec informierten Managerin hervorgescheucht wurde um dann mehrmals einem schlecht gezielten feuchtem Papiertaschentuch auszuweichen, bis sie schließlich zuflucht in einer Ritze unter Decs Bank fand, wo ihr dann kurz darauf mit einer Flasche "Kill die Kakerlake" oder so der Garaus gemacht wurde. Ich hab ebenfalls meinen Kram gepackt, mir den Rest einpacken lassen und draußen weiter gegessen. Dec war der Hunger darüber vergangen, hehe.. Natürlich haben wir am Abend gleich in den Klassen nachgefragt, ob sowas denn normal sei, und anscheinend ist es nicht sooo ungewöhnlich. Es gibt hier eben einfach Kakerlaken im Sommer, da sollter man sich dran gewöhnen. ("Waas? In Deutschland habt ihr KEINE Kakerlaken?!" "Nö.") Nun gucken wir, dass wir uns schnellstens mit den Gift-Böxchen ausrüsten, weil ich keine Lust hab, dass mir Nachts so ein Ding übers Gesicht krabbelt, man liegt ja immerhin fast direkt aufm Boden mit dem Futon... Hoffen wir jedenfalls, das wir gute gerüstet sind, bevor der Sommer richtig losgeht und die Insektenpolulationen ins unendliche florieren. Es hat schon angefangen unangenehm schwül zu werden und man läuft andauernd Gefahr, sich zu erkälten, wenn man von muckeligen 25° ind die auf 15° gekühlten Nackenblas-Klimaanlagengekühlten Bahnwaggons hinein tritt. Aber damit muss der Körper hier irgendwie klarkommen. Am besten wärmt man die Muskeln in der Bahn mit einmal richtig von oben bis unten herzhaft durchlachen auf. Und das ist nicht schwer, wenn man dabei die amüsant-peinlichen Rechtschreibfehler des hiesigen Wahlkampfs vor Augen hat. Mit dem "l" und dem "r" hatten die Japaner es noch nie so genau ;)