Keine Angst. Mein Alien ist wieder da. Genau, dieses kleine grünbunte Ding. Das mit dem komischen Gesicht mit Verbrecherblick, das wie meins aussieht. Im Scheckkartenformat. Mein Ausänderausweis ebe. Richtig. Hier auch "Alien-Card" genannt und die trägt man mit sich rum, damit man nicht gefahr läuft, seinen, wie mir gesagt wurde überaus wertvollen deutschen Reisepass nicht geklaut zu bekommen. Der Pass scheint wohl immernoch deutsche Wertarbeit zu sein... Nun denn, eben jener Pass hat es mir ermöglicht hier eine AlienCard zu bekommen und die kann ich jedem unter die Nase halten und dann so tolle Sachen bekommen wie billiger Essen in "ausländerfreundlichen Lokalen" oder in Verbindung mit meiner deutschen FSJ-Karte, die hier ja keiner lesen kann (das würde die Dame an der Kinokasse aber nieeee zugeben, da nickt sie lieber nett und sagt: hai hai ;) mir günstigere Kinotickets zu verschaffen.
Wobei an dieser Stelle noch ien ganz kleiner Ausflug ins japanische Kinowesen: Abendvorstellungen (um 21 Uhr läuft der letzte an..) sind die allerbilligsten, nachmittags ist es am teuersten. Das liegt wohl daran, dass Japaner gerne früh ins Bett gehen oder aber daran, dass die letzten Züge so um 24-1 Uhr fahren. Nicht unbedingt Nachtschwärmerfreundlich, dieses Land ;)
Nun aber zurück zu meinem Ausweis. Der war natürlich in meinem Portmonnaie verpackt und befand sich beim auschecken am elektronischen Gate des Hozumi Bahnhofs noch in meiner Hand. Danach verschwimmt die Erinnerung und tauchte erst 2 Stunden Später wieder auf, kurz bevor mein Deutschunterricht begann in der Mizuho Kapelle. Also fix Pastor Shinji ans Telefon schicken und Frau Sennin anrufen lassen, da war ich nämlich vorher bei denen zu Hause und muss das Teil irgendwo da haben liegen lassen. Nach einigen Minuten der Rückruf: Nischt.
Jut. Legen wir erstmal mit dem Unterricht los. Zwei meiner Schülerinnen waren (mal wieder,hehe) in Deutschland, wobei eigentlich immer nur das schöne (ha) Süddeutschland besucht wird und sich keiner im schönsten Bundesland der Welt blicken lässt, aaaber: selber Schuld.
Jedenfalls hat es Shinji irgendwann nicht mehr ausgehalten und er wollte mich noch im Unterricht zum Bahnhof fahren und da mal nachfragen. ich war mir sicher, das Ding kann da nicht sein, aber gut, wenn Frau Sennin meint, es ist nicht bei ihr, dann mal los.
Nach einem muffeligen (Shinji meinte, er wäre muffelig gewesen, ich dachte einfach nur er sei etwas alt und müde...) Beamten dann auf direkten Wege zur nächsten Polizeiwache, wo ich dann endlich mal nen Bullen mit ner Knarre gesehen hab -Ich dachte fast schon die kämen hier ohne Schießprügel aus, hate bis dato noch keinen gesehen... Eben jene Wache war standesgemäß versifft und es ist immer wieder lustig und überraschend, wie in diesem Technokratischen Land die Bürokratie einfach gerne gähnend langsam und mit Zettel und Bleistift arbeitet, hehe.
Nachdem dann Shinji für mich den Papierkram erledigt hatte, ging es dann wieder zurück zur Klasse, die gemütlich am japanisch schnattern war.
Zwischendurch hab ich natürlich das eine oder andere Gebet aufs Parkett gelegt, weil mir das doch sehr unnötig ärgerlich vorkam. Weil wenn das Ding wirklich weg gewesen wäre, dann hätte ich den Missionaren ne Menge Zeit geraubt, wenn sie mit mit von Amt zu Amt rennen müssen. Bei sowas denk ich mir immer: Wenn das Ding einfach wieder auftaucht irgendwo, kann man sich den ganzen Aufwand sparen. Noch dazu weil ich das Ding ja selbst verbummelt habe wäre es doof, wenn deswegen andere zusätzlich abackern müssten.
Und - yokatta (noch mal gut geworden) - 10 Minuten vor Schluss der Klasse blubberte dann Frau Sennin in die Kapelle und überreichte mir freudestrahlend meine Geldbörse.
Das sind die schönen Momente des Lebens. Und ich habe mich lange nicht mehr so tief verbeugt, hehe.
Tags darauf hatte ich dann mal wieder die Möglichkeit, mein Städtchen aus einer intimen Perspektive zu erleben, wie Sie einem nur Flyerverteilern gegönnt ist. Wann sonst kann man sich sonst schon einmal in Vorgärten herumdrücken und nach Briefkästen suchen? Und die Briefkastensuche ist hier wirklich mehr als abenteuerlich. Manchmal muss man schon mal ein zwei Minuten suchen, bis man den verrosteten Kasten unter einem Stapel alter Zeitung hervorlugen sieht. Manchmal gibt es auch garkeinen, dann soll ich kurz die Eingangstür aufschieben und den Flyer reinlegen. Etwas peinlich nur, wenn dahinter der Besitzer steht, ähem. Alles schon passiert, aber mit einem "sumimasen" (Entschuldigung) ist die Sache dann erstmal geregelt. Ein Hoch auf die festen und immer Anwendbaren Umgangsformeln hier :)
Wie man auf den Bildern sehen kann, ist Inazawa wirklich ländlich und direkt neben den Reisfeldern. In diesen Gegenden sind die Nachbarschaftsstrukturen und Kulturtraditionen noch richtig intakt, anders als in den Metropolen wie Tokyo oder Osaka. Das kann man auch an den vielen kleinen Mini-Shinto Schreinen sehen, die an vielen Ecken in diesem Gebiet stehen, wo ich verteilt habe. Sind nur 200m von unserem Haus, aber sieht schon ganz anders aus.
Ganz besonders gefallen mir auch immer wieder die vielen verrosteten Briefkästen, von denen jeder seine ganz eigene Geschichte erzählen könnte...
So, nun aber Augen auf und Bilder gucken ;) mata ne, tim
Wobei an dieser Stelle noch ien ganz kleiner Ausflug ins japanische Kinowesen: Abendvorstellungen (um 21 Uhr läuft der letzte an..) sind die allerbilligsten, nachmittags ist es am teuersten. Das liegt wohl daran, dass Japaner gerne früh ins Bett gehen oder aber daran, dass die letzten Züge so um 24-1 Uhr fahren. Nicht unbedingt Nachtschwärmerfreundlich, dieses Land ;)
Nun aber zurück zu meinem Ausweis. Der war natürlich in meinem Portmonnaie verpackt und befand sich beim auschecken am elektronischen Gate des Hozumi Bahnhofs noch in meiner Hand. Danach verschwimmt die Erinnerung und tauchte erst 2 Stunden Später wieder auf, kurz bevor mein Deutschunterricht begann in der Mizuho Kapelle. Also fix Pastor Shinji ans Telefon schicken und Frau Sennin anrufen lassen, da war ich nämlich vorher bei denen zu Hause und muss das Teil irgendwo da haben liegen lassen. Nach einigen Minuten der Rückruf: Nischt.
Jut. Legen wir erstmal mit dem Unterricht los. Zwei meiner Schülerinnen waren (mal wieder,hehe) in Deutschland, wobei eigentlich immer nur das schöne (ha) Süddeutschland besucht wird und sich keiner im schönsten Bundesland der Welt blicken lässt, aaaber: selber Schuld.
Jedenfalls hat es Shinji irgendwann nicht mehr ausgehalten und er wollte mich noch im Unterricht zum Bahnhof fahren und da mal nachfragen. ich war mir sicher, das Ding kann da nicht sein, aber gut, wenn Frau Sennin meint, es ist nicht bei ihr, dann mal los.
Nach einem muffeligen (Shinji meinte, er wäre muffelig gewesen, ich dachte einfach nur er sei etwas alt und müde...) Beamten dann auf direkten Wege zur nächsten Polizeiwache, wo ich dann endlich mal nen Bullen mit ner Knarre gesehen hab -Ich dachte fast schon die kämen hier ohne Schießprügel aus, hate bis dato noch keinen gesehen... Eben jene Wache war standesgemäß versifft und es ist immer wieder lustig und überraschend, wie in diesem Technokratischen Land die Bürokratie einfach gerne gähnend langsam und mit Zettel und Bleistift arbeitet, hehe.
Nachdem dann Shinji für mich den Papierkram erledigt hatte, ging es dann wieder zurück zur Klasse, die gemütlich am japanisch schnattern war.
Zwischendurch hab ich natürlich das eine oder andere Gebet aufs Parkett gelegt, weil mir das doch sehr unnötig ärgerlich vorkam. Weil wenn das Ding wirklich weg gewesen wäre, dann hätte ich den Missionaren ne Menge Zeit geraubt, wenn sie mit mit von Amt zu Amt rennen müssen. Bei sowas denk ich mir immer: Wenn das Ding einfach wieder auftaucht irgendwo, kann man sich den ganzen Aufwand sparen. Noch dazu weil ich das Ding ja selbst verbummelt habe wäre es doof, wenn deswegen andere zusätzlich abackern müssten.
Und - yokatta (noch mal gut geworden) - 10 Minuten vor Schluss der Klasse blubberte dann Frau Sennin in die Kapelle und überreichte mir freudestrahlend meine Geldbörse.
Das sind die schönen Momente des Lebens. Und ich habe mich lange nicht mehr so tief verbeugt, hehe.
Tags darauf hatte ich dann mal wieder die Möglichkeit, mein Städtchen aus einer intimen Perspektive zu erleben, wie Sie einem nur Flyerverteilern gegönnt ist. Wann sonst kann man sich sonst schon einmal in Vorgärten herumdrücken und nach Briefkästen suchen? Und die Briefkastensuche ist hier wirklich mehr als abenteuerlich. Manchmal muss man schon mal ein zwei Minuten suchen, bis man den verrosteten Kasten unter einem Stapel alter Zeitung hervorlugen sieht. Manchmal gibt es auch garkeinen, dann soll ich kurz die Eingangstür aufschieben und den Flyer reinlegen. Etwas peinlich nur, wenn dahinter der Besitzer steht, ähem. Alles schon passiert, aber mit einem "sumimasen" (Entschuldigung) ist die Sache dann erstmal geregelt. Ein Hoch auf die festen und immer Anwendbaren Umgangsformeln hier :)
Wie man auf den Bildern sehen kann, ist Inazawa wirklich ländlich und direkt neben den Reisfeldern. In diesen Gegenden sind die Nachbarschaftsstrukturen und Kulturtraditionen noch richtig intakt, anders als in den Metropolen wie Tokyo oder Osaka. Das kann man auch an den vielen kleinen Mini-Shinto Schreinen sehen, die an vielen Ecken in diesem Gebiet stehen, wo ich verteilt habe. Sind nur 200m von unserem Haus, aber sieht schon ganz anders aus.
Ganz besonders gefallen mir auch immer wieder die vielen verrosteten Briefkästen, von denen jeder seine ganz eigene Geschichte erzählen könnte...
So, nun aber Augen auf und Bilder gucken ;) mata ne, tim
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