Moin. Moin.

So. Hab ich nun auch son Blog-Viech. Ist eben doch bequemer um die Erlebnisse hier zu teilen. - Aber keine Entschuldigung mir keine Mails mehr zu schreiben! ;)
Trotzdem viel Spaß, gute Unterhaltung und Inspiration wünscht, Timu-San.

Freitag, 25. April 2008

Ein Junge aus Bakersfield und warum japanische Frauen sprichwörtlich unbezahlbar sind...

moin moin.
endlich mal wieder den Norddeutschen Gruß benutzen, den man hier unter japanischen Kulturvolk und Deutschen, die von unter dem Weißwurstäquator, also der Elbe kommen, selten anwenden kann, hehe.
Letzte Woche waren Dec und ich zusammen mit Matthias, Ex-Shortie und Theologiestudent in Tokyo, zusammen mit einem amerikanischen Bekannten Lewis und seiner Frau Kumiko Yaki Niku essen. Yaki Niku bedeutet einfach nur "gebratenes Fleisch" und wird in den meisten Yaki Niku Restaurants direkt im Tisch gegrillt. Über der Flamme. Sugoi :)
Das einzige, was uns und den wohlgenährten Lewis aus der Stadt Bakersfield (ja genau, da kommt die Band "Korn" her...) ein bisschen gestört hat, waren die "japanischen Portionen". Sprich, es wurden pro bestelltem Teller nur je 10 kleine Stückchen Fleisch geliefert. Das ist für 4 der Fleischeslust erlegenen Kerle natürlich kaum genug. Drum haben wir den Rest der Leere noch mit einer Schale Reis gefüllt. So macht man das hier also...


Lewis ist kurz vor uns letztes Jahr in Japan angekommen, nachdem er seine Frau geheiratet hatte, die er in Amerika kennengelernt hat, als sie da drei Jahre auf Studienaustausch war. - Ein beinahe Szenario. Jedenfalls ist Kumiko bei nicht die einzige Japanerin die ich kenne, die von ihrem USA Aufenthalt einen Gatten mit nach Hause bringt.
Es war jedenfalls sehr interessant, sich über ein paar japanische Eigenheiten auszutauschen, die einem als "Newcomer" ins Auge fallen.
Da hatten alle natürlich eine Menge zu berichten und es ist immer lustig zu sehen, dass es anderen ähnlich geht :)

Nebenbei hab ich auch wieder einiges über japanische Frauen gelernt. Unter anderem weiß ich jetzt, dass der Begriff "Nagoya-Jo" (Jo = Schloss) nicht ausschließlich für das Nagoya Castle verwendet wird, sondern dass das auch die japanweite inoffizielle Bezeichnung für die Damen der öhm.. "Tussie-Kategorie" Nagoyas ist. Weil ihr blondiertes, hochtoupiertes Haar eben an ein Schloss erinnert.
Ich dachte am Anfang immer, a jo, so sehen die halt überall hier aus, aber das scheint schon eine Nagoya Spezialität zu sein, sich nach allen Mitteln der Kunst aufzubrezeln....
Außerdem wurden meine Vermutungen endlich mal aus erster Hand bestätigt, dass man mit Ausländern, die sich eine "stereotypische" Japanerin geangelt haben, wirklich Mitleid haben müsste. Jedenfalls können die vorerst mal jedes ihrer eigenen kostspieligen Hobbies aufgeben, weil ihre teurere Hälfte ihre Finanzkraft für Prada-Bags und Gucci Geldbörsen braucht.
Über 80% ihres Umsatzes machen die großen Designer Label in Japan hab ich mal vor ein paar Jahren gelesen. Mittlerweile weiß ich auch, warum: Ich denke Japan ist ohne Witz das einzige Land der Welt, wo ganze 7% der weiblichen Bevölkerung kein Gucci-Portmonnaie haben.


Und nun kam mir doch wirklich zu Ohren, dass sich eine Japanerin von ihrem Mann geschieden hat, weil er ihr nicht mehr ständig die neuesten Designer Accessoires kaufen konnte. Sie konnte es nicht länger ertragen, nicht mehr modisch mit ihren Freundinnen mithalten zu können.

Was ist das nur für eine Welt...? Hier kann man wirklich jeden Tag auf der Straße sehen, wohin purer Materialismus führt... Auf den ersten Blick sieht man sich jeden Meter von luxuriös betuchten Grazien umgeben, dass es einem vorkommt, als wäre man im Frauenmagazin gelandet, und alles lächelt und kichert in Handys, doch sobald man sich die Mühe macht und an der Fassade kratzt, kommt sie zum Vorschein, die große Leere, die Sinnlosigkeit, die vielen zersplitterten Herzen. So sieht es also aus, das Leben in Erfolg und Geld, aber ohne wirklichen Sinn, ohne Hoffnung.
Da steh ich nun. Zwischen all den lächelnden Gesichtern und würde am liebsten einfach alle mal umarmen und jedem einzelnen sagen: Du bist geliebt!
Wollen wir das nicht insgeheim alle hören? Und ich darf mich glücklich schätzen den zu kennen, der das zu jedem Menschen sagt, ohne Ausnahme. Und deswegen bin ich hier, um diesen Satz diesen Menschen weiterzugeben. Weil es dem einen nicht eben nicht scheißegal ist, wie es den Menschen geht. Auch wenn man sich einen Dreck um ihn kümmert, das ändert nichts daran, dass man ihm wichtig ist. Für jemand, der so mit Menschen umgeht, gebe ich gerne meine Zeit, um das weiterzugeben, was er mir aufgetragen hat: anderen zu sagen, dass es da jemand gibt, den es kümmert, wie es einem geht.
Ein Missionar hier, den ich an zwei Sonntagen im Monat sehe legt mir zur Begrüßung oft die Hand auf die Schulter und sagt zu mir dann aus tiefsten Herzen: "Schön, dass du da bist!"
Aber mit soviel Pathos und sowas von ernst gemeint, wie ich das bisher noch von keinem Menschen gehört habe. Ich glaub ich bin an manchen Sonntagen, wenn ich eigentlich keine Lust hatte nur hingegangen, um mir diesen Spruch sagen zu lassen. Danach geht es einem einfach gut.
Ich denke das könnte doch jeder mal machen, einfach sich mal einen anderen schnappen und ihm aus tiefstem Herzen sagen: Schön, dass es dich gibt! - Ich weiß, das mag etwas kitschig klingen, man kann sich vielleicht mit einem "Boah, hast du geile Schuhe..." warm machen oder so ;) Aber ich denke, wer das ehrlich gemeint zu anderen Menschen sagen kann, hat mehr von Gott verstanden, als die meisten akribisch verbissen verkorksten Bibelausleger zusammen.
Denn die Liebe ist das Zeichen, an denen man die erkennen soll, welche erkannt haben, worum es geht. Alles andere bleibt lediglich eine Jagd nach dem Wind...

Sonntag, 13. April 2008

Hadaka ni Naritai und die japanische Konzertkultur


Konnichi wa aus dem Übermorgenland.
Um meinen ausstehenden Wochenblog von letzter Woche Rechnung zu tragen, habe ich mir heute mein Erlebnis mit der japanischen Konzertkultur zum Thema gesetzt.
Und zwar hatte ich das Vergnügen, am 03.04. die Alternative-Rock Band Angels and Airwaves rund um Tom DeLonge, den Ex-Frontman der großartigen, jedoch bereits tragisch geschiedenen Punkband Blink 182 zu sehen.
Erster Wehrmutstropfen war, dass das Konzert direkt nach der Jugendfreizeit in neo stattfand und ich neben der normalen Müdigkeit auch noch vor mich hin kränkelte..Zweiter war, dass ich allein zur Stätte der großen Musik, den Club Quattro in Nagoya, gestapft bin, weil keiner meiner Mitshorties es sich ebenfalls auf die Fahne geschrieben hatte, 6000 Yen (36€) für ne Karte auf den Tisch zu legen. Aber das war mir das Wert, einmal eine große Band in Japan zu sehen. Und das keiner mit war war auf der einen Seite schade, wenn ich mich über die Vorband oder über die leicht - äähm.."tuckigen" Bewegungen von DeLonge aufregen wollte, aber in den größten Momenten der Musik bin ich sowieso weg vom Fenster und schwimme irgendwo durch einen melodischen Ozean, um es versuchen mal sprachlich annähernd auszudrücken, hehe.
Nichtsdestotrotz hatte ich außerdem vorher bedenken, dass gemäß einiger Youtube Videos die Gefahr bestand, dass die DeLonge sich zwischen den Songs wieder gestatten würde, seine nicht ganz ausgegorende Philosophie an den Mann zu bringen, die er auf der Seite so beschreibt:
"Angels and Airwaves reflects an idea that the world is yours for the taking, and all that exists, exists inside you. It can be something as trivial as a personal struggle, or as grand as the inescapable idea of world peace."
Jaja, schmieren wir dem Publikum Honig um den Mund und lullen sie mit trivialer Philosophie ein, um die Welt zu verbessern. Gut dass Sie damit wenigstens genug Geld verdienen um es gemeinnützigen Zwecken zukommen zu lassen wie ein neuer Hummer oder ein weiterer Infinity-Pool. Doch nun genug der allgemeinden Weltkritik und zurück zum Konzert:
Sie haben nicht allzuviel zwischen den Liedern gelabert und das Publikum stattdessen mit einem satten Musikalischen Feuerwerk versorgt.
Zum lachen brachte der gute Tom die Menge mit dem Ausruf "hadaka ni naritai!" so ziemlich am Anfang, was ich nicht verstanden habe und aufgrund der Lautstärke (so ein Lautes Konzert habe ich noch nicht erlebt, aber weil in diesem Lauten Land wohl eh jeder zweite nen Hörschaden hat, muss das wohl so..) auch keinen verständlich Fragen konnte, konnte ich erst zuhause lachen, als ich die Bedeutung nachguckte: I wanna be naked. hehe. punk. Dieser Satz macht deutlich, das DeLongeeinfach nicht für große Texte gemacht ist, sondern für Blödelei-Punk à la Blink 182.
Gleich nach dem ersten Lied kam der obligatorische Spruch: "We are from California and we in America LOVE Japan!" - Was wohl etwas gelobhudelt war und "And we love your women!" - was wahrscheinlich der Wahrheit entspricht. Das Interessante war, dass er nach dem nächsten Lied nochmal genau dasselbe gesagt hat und die "Masse" (es waren ca. 200 Leute da, ausverkauft ist was Anderes...) wieder freudig applaudiert hat. Haben eben fast nix verstanden. Aber hey, der Bandleader hats gesagt, das reicht zum anhimmeln für die 50 Groupies in den ersten 4 Reihen...
Im großen und ganzen war das Publikum trotzdem das lahmste, was ich seit langem, oder gar überhaupt gesehen hat, da ist selbst das versnobteste Hamburger Publikum in seiner Astrabeduselten Trägheit noch ausschweifender Begeisterungsfähig. Zumindest was die Mitsinganteile angeht. Der Part musste 6 mal wiederholt werden, und der arme Kerl auf der Bühne war schon mit seinem Latein am Ende, bis es endlich halbwegs geklappt hat...
Was mich überrascht hat war, dass es 3 Versuche von Stagediving gab, ich sage Versuche weil das arme Mädchen, nachdem es sich einmal mühsam hochgekämpft hatte nach einem ungelenken Rückwärtssalto wieder runtergefallen ist, weil die Bübchen vorne einfach nicht Kräftig genug waren, 50 Kilo zu stemmen. Es war beinahe zum lachen, wenns nicht eigentlich traurig gewesen wäre... Ein weiterer Höhepunkt und etwas, was wohl wirklich nur in japanischen Konzertschuppen vorkommt waren einmal die sauberen Toiletten (da konnte man vom Boden essen..) sowie die Schlachten um die ins Publikum geworfenen Drumsticks. In der Heimat habe ich einst einen halbstündigen Kampf um ein T-Shirt beobachtet, der wohl am ende mit einem zweigeteilten T-Shirt geendet hat. Und als ich nun 4 junge Burschen an einem Drumstick kleben sah, dachte ich, oh, das kann was werden. und tatsächlich, ganze 4 minuten lang gab es einen erbitterten Kampf. Doch dann musste ich lachen, weil plötzlich alle vier anfingen, die angelegenheit mit "Jan Ken Poin" zu lösen, also dem Japanischen "Stein, Schere, Papier". Der Gewinner hat nach 3 Runden den Stick ohne murren von den anderen ausgehändigt bekommen und noch auf die Schulter bekommen. Einmalig. Obwohl eher zweimalig, weil kurze Zeit später ging das Gerangel um den nächsten Stick los, mit gleichem Ausgang. Das ist auch echt die beste Lösung, keiner Verliert sein Gesicht und für alle die gleichen Chancen. Ich hab in einem Gerangel mein Gesicht vielleicht verloren, weiß nicht so genau, hab jedenfalls einen Stick der Meute überlassen und durfte nachher aber trotzdem mit einem abgebrochenen Stick nach Hause laufen, weil mir ein schnuckliges Pärchen beim rausgehen den Stick in die Hand drückte. Nett :)
Zum Ende eines Konzertes in Japan: Nachdem die (übrigens extrem divenhafte) Band nach ca. 11 Songs ihr letztes Lied ankündigte und danach einfach von der Bühne verschwand, wurde noch ca. 30 sec höflich geklatscht und dann schickten sich schon die Lichter wieder anzugehen. Kein einziger Ruf nach einer Zugabe. Und da hats mir gereicht mit dem Lullipublikum und ich hab mit den letzten 3 Klatschern die Klatschlawine wieder in Gang gebracht und es gab noch eine letzte, dafür aber mehr als furiose Zugabe. Und dann ging sofort überall das Licht an, die Letzten schlürfen noch schnell ihren Gratisdrink an der Bar und binnen weniger Minuten war der ganze Club vom Sicherheitspersonal geräumt. Unglaublich, diese Hast. Als ich endlich den einzigen Ausländer und des Englischen mächtigen zu diesem Luschenpublikum und groben UNfug mit dem Rauswerfen befragte stellte sich heraus, dass er schon seit 4 Jahren hier lebt und es in Tokyo und Osaka genau so zugehe. Gut zu wissen. Er musste auch sofort los, es war bereits "späte" 21:52 und er musste noch seinen "letzten Zug" bekommen, da er etwas weiter weg wohnte.
So war das laute Vergnügen bereits um 10 Uhr zuende und man fand sich halb taub und ohrenfiepend auf der Straße wieder. Die so gut wie leer war. Das war etwas komisch nach Tokyo. Aber man gewöhnt sich dran und so konnte ich auf dem Weg nach hause noch bei ein paar Skatern in Sakae vorbeischauen und mich mit ein, zwei Ollies blamieren, die gegen deren perfekte Technik natürlich schlecht anstinken konnten, befor es müde, aber glücklich nach einem mehr als interessanten Abend, in den muckelig warmen Zug nach Hause ging.
Club Quattro, wir sehen uns wieder...

Donnerstag, 10. April 2008

Tokyo galore und warum Nagoya doch gemütlicher ist...

Star Wars Battle in Tokyo

Hallo an die ganze Bagage :)
Wie ich ja in meinem letzten Rundbrief angedeutet hatte, will ich mich nun wöchentlich melden. Das ist ja schonmal schief gegangen. Aber deswegen hab ich es ja auch nicht versprochen und es hätte mich ehrlich gesagt amüsiert, wenn mir das jemand zugetraut hätte, weil dieses "bloggen" ist einfach nicht mein Ding..
Wie de auch sei: Nun trage ich meiner Ansage tribut und lege einen neuen Blog aufs Pflaster, Thema: Tokyo.
Am 24.03 haben Dec und ich uns auf die Socken gemacht, die Hauptstadt des Inselstaates und Stätte des Tenno (Kaisers), zu besuchen.
Am besten kommt man nach Tokyo mit dem Shinkansen, das ist der Japanische ICE und unter Geschäftsleuten wie Touris sehr beliebt. Da schafft man es in entspannten 2 Stunden nach Tokyo.
Kostet allerdings auch 60€ pro Fahrt. Und ich formuliere das immer so: Es gibt 2 Sorten von Menschen, die einen haben Geld und keine Zeit - die fahren Shinkansen, und die anderen haben kein Geld und 2 Wochen Zeit, die fahren mit dem "Urlaubsticket" der Japan Rail, das kostet nur lächerliche 12 Stunden pro Tag und einen Satz Augenringe, weil man 7 Stunden unterwegs ist und ganze 6 mal umsteigen muss. Ok, ich versuch es positiv auszudrücken: Wir haben Japan gesehen. Um es negativ zu sagen: Wir haben gemerkt, dass es eigentlich überall gleich aussieht und nächstes mal fahren wir mit dem Nachtbus, da kann man wenigstens durchschlafen. Aber, wir sind ja noch jung (hüstel..) und abenteuerlustig (bedeutet das Wort eigentlich, dass man Lust auf Abenteuer hat oder das man Abenteuer lustig findet...?!)
Nach mehr oder weniger abwechslungsreichen 7 Stunden Bahnfahrt waren wir also endlich in unserem Zielbahnhof "Nakanoshima angekommen, wo wir unser Quartier für die nächsten 7 Tage beziehen wollten und mussten beinahe enttäuscht feststellen, dass wir mit Nakanoshima mal wiede mitten in der hiesigen Provinz und den nicht endenden Suburbs Tokyos gelandet sind. Es war doch nachtsüber tatsächlich ruhiger als zu Hause in Inazawa..verrückt.
Gehaust haben wir jedenfalls beinahe königlich im Schülerheim der Liebenzeller Mission, das deutsche Kinder von Missionaren aus ganz Japan beherbergt, die dann zur deutschen Schule in Yokohama gehen. (Gibt in ganz Asien übrigens nur drei Deutsche Schulen..etwas popelig...)
Jedenfalls wohnen dort auch Lukas und Johannes, die Kinder unserer Missionarsfamilie Berns.
nachdem wir am ersten Abend erstmal unsere "Base" eingerichtet haben (man brauch an neuen Orten immer erst einmal ne "Base" um ordentlich starten und dann verwundet und geschunden zurückkriechen zu können am Abend..)
Am nächsten Morgen ging es wieder rein in den Stahlkasten auf Schienen und ab nach Shibuya, eine der 23 Städte der Tokyo-Prefecture. Gestartet haben wir da auf wohl einer der überlaufensten Kreuzungen der Welt, bekannt aus Film und Fernsehen könnte man sagen. praktisch DAS Klischeebild, das ich von Tokyo und ja, Japan hatte vor meinem Jahr. Um so erstaunlicher, dass mich die ganzen Menschenmassen nicht mehr umgehauen haben. Waren halt viele Leute und jede Menge Leuchtreklame. Yoa. Alles schonmal gesehen in kleiner in Nagoya. Tokyo ist auch nicht viel anders als Nagoya im Prinzip, und doch wieder total anders. Bautechnisch ist halt alles mehr. Viel mehr. Als ich auf der 212m hohen Aussichtsplattform des Rathauses stand, konnte ich in alle Himmelsrichtungen NUR Stadt sehen. Das war schon was. Ansonsten stehen halt alle Häuser, hohe wie kleine, einfach enger. Und der Puls geht schneller. Irgendwo muss man eben doch merken, dass man es hier mit einer Global City erster Klasse zu tun hat. Besonders in den "angesagtesten" Städten Shinjuku, Shibuya und Harajuku steppt praktisch der Bär und es gibt jede Menge ulkige Persönlichkeiten zu sehen, und das beste, sogar noch nach 9 Uhr abends! (Und das ist für Japan schon eine Leistung ;)
Gleich an unserem ersten Abend haben wir mit einem Japaner in einem Park Bekanntschaft gemacht, als wir gerade auf dem Rasen rumlümmelten und das Gespräch lief ungefähr so ab:
nach 7 Tagen fulminante Megalopolisluft, einem abschließenden Besuch in einer sehr lebhaften internationalen Gemeinde und in einem von nur 6 Burger Kings in Japan, wo wir uns natürlich Kronen besorgt haben, ging es wieder zurück in die japanische Heimat, das gute Nagoya.
Und ob man es glaubt oder nicht, wir waren richtig froh, als wir "unser" Nagoya wieder vor uns liegen sahen.
Als wir in den Tagen darauf noch einmal durch die "Downtown" Nagoyas stapften dachten wir immerzu: Die Ecke hier kenne ich, und die..und die...und die... Was einmal mehr beweist, dass Größe relativ ist und man sich schneller als man denkt, an Lebensumstände gewöhnt.
Und nach dieser Woche Tokyo kann ich, wenn mal wieder ein "komplizierter" U-Bahnplan gemeistert werden soll oder eine Bahn mal "übervoll" ist, nun endlich getrost sagen: Ich habe Schlimmeres gesehen.
In diesem Sinne, mata ne und liebe Grüße, Tim
Der gute Mann hieß übrigens Nobuyuki.
Nobuyuki: Hey.
Wir: Hey.
Nob: Where are you from?
Wir: Germany.
Nob: Oooohhhhhh....MI-CHA-EL SCHU-MA-CHER!
Tja, und von da an hatten wir einen Local-Guide durch Tokyo für den Abend. Das war definitiv eines der besten Erlebnisse in Tokyo überhaupt weil es geau das war, was wir eigentlich wollten: Mit Tokyotern abhängen und nicht eine Woche lang Streber-Touri spielen. Davon gibt es nämlich in Tokyo wirklich genug. Und von denen hab ich auch genug. Mein Liebling war das Model amerikanischer Familienvater: "Ok Claire, smile....Smile!...SMILE!" Aber Tochter Claire wollte nicht für ihren tennissockentragenden Familienpatriarchen lächeln, weil sie darauf nach der wohl 27 Sehenswürdigkeit an dem Tag keine Lust mehr zu hatte.

Gut, dass wir niemand dabei hatten, der uns durch die Stadt schleifen wollte, sondern wir konnten uns entspannt treiben lassen. Und wenn ein Park schön war, dann sind wir da eben geblieben, bis er dicht gemacht hat. Wenn man dafür irgendein "bedeutendes Hochhaus" nicht sehen konnte, ist das auch kein Grund zur Aufregung. Wer sich im Urlaub von seinen übereifrigen Plänen im Voraus beuteln lässt, hat es selbst so gewollt, hehe.
Neben wunderschönen Parks und diversen Hanami-Festen der Sakura (Blütenfesten der Kirschblütenbäume) haben wir auch die künstliche Insel Odaiba besucht, wo wir auf der Strandpromenade mit unseren mehr schlecht als rechten Hackysack-Künsten die Pizzabäckerin amüsierten. Neben dem umwerfenden Blick auf die Tokyo Bay von dem Odaiba-Strand aus konnten wir deswegen zudem noch eine richtig leckere Pizza genießen. (Schmeckte wie die "Ofenfrische" Tiefkühlpizza, aber das ist als Kompliment gemeint :)

Nach drei Tagen je 10 Stunden Tokyo am Stück brauchten wir trotz allem einen Tag Urlaub von Tokyo, weil einem diese Stadt einfach die Energie aus den Knochen zieht. Ist einfach zu groß.
Nach dem Tag Pause gabs dann nochmal ein Highlight und zwar Japans größter Fischmarkt: Tsukiji. Eigentlich muss man schon um 5 Uhr morgens da antanzen, um die Thunfischauktionen mitzubekommen..da ich aber eine Stunde hinfahren musste und - ähem.. leicht verpennt hab, war ich erst um 8:45 da, wo die Party eignetlich schon vorbei war. Trotzdem konnte ich noch etwas Fischmarkt-Flair schnüffeln, wo man es endlich mal mit rauen Seefahrer-Japanern zu tun bekommt. Die schlagen einen etwas rauheren Ton an als ihre höflicheren Landesgenossen. Es war ein fast italienisches Flair mit Rufen und Hektik und einer Menge Tohuwabohu inkl. lebenden Tintenfischen, Riesenstücken frischen Tintenfisch. Einmalig, da kann der Hamburger Fischmarkt getrost einpacken, es ist und bleibt eine Fischnation ;)