endlich mal wieder den Norddeutschen Gruß benutzen, den man hier unter japanischen Kulturvolk und Deutschen, die von unter dem Weißwurstäquator, also der Elbe kommen, selten anwenden kann, hehe.
Letzte Woche waren Dec und ich zusammen mit Matthias, Ex-Shortie und Theologiestudent in Tokyo, zusammen mit einem amerikanischen Bekannten Lewis und seiner Frau Kumiko Yaki Niku essen. Yaki Niku bedeutet einfach nur "gebratenes Fleisch" und wird in den meisten Yaki Niku Restaurants direkt im Tisch gegrillt. Über der Flamme. Sugoi :)
Das einzige, was uns und den wohlgenährten Lewis aus der Stadt Bakersfield (ja genau, da kommt die Band "Korn" her...) ein bisschen gestört hat, waren die "japanischen Portionen". Sprich, es wurden pro bestelltem Teller nur je 10 kleine Stückchen Fleisch geliefert. Das ist für 4 der Fleischeslust erlegenen Kerle natürlich kaum genug. Drum haben wir den Rest der Leere noch mit einer Schale Reis gefüllt. So macht man das hier also...

Lewis ist kurz vor uns letztes Jahr in Japan angekommen, nachdem er seine Frau geheiratet hatte, die er in Amerika kennengelernt hat, als sie da drei Jahre auf Studienaustausch war. - Ein beinahe Szenario. Jedenfalls ist Kumiko bei nicht die einzige Japanerin die ich kenne, die von ihrem USA Aufenthalt einen Gatten mit nach Hause bringt.
Es war jedenfalls sehr interessant, sich über ein paar japanische Eigenheiten auszutauschen, die einem als "Newcomer" ins Auge fallen.
Da hatten alle natürlich eine Menge zu berichten und es ist immer lustig zu sehen, dass es anderen ähnlich geht :)

Ich dachte am Anfang immer, a jo, so sehen die halt überall hier aus, aber das scheint schon eine Nagoya Spezialität zu sein, sich nach allen Mitteln der Kunst aufzubrezeln....
Außerdem wurden meine Vermutungen endlich mal aus erster Hand bestätigt, dass man mit Ausländern, die sich eine "stereotypische" Japanerin geangelt haben, wirklich Mitleid haben müsste. Jedenfalls können die vorerst mal jedes ihrer eigenen kostspieligen Hobbies aufgeben, weil ihre teurere Hälfte ihre Finanzkraft für Prada-Bags und Gucci Geldbörsen braucht.
Über 80% ihres Umsatzes machen die großen Designer Label in Japan hab ich mal vor ein paar Jahren gelesen. Mittlerweile weiß ich auch, warum: Ich denke Japan ist ohne Witz das einzige Land der Welt, wo ganze 7% der weiblichen Bevölkerung kein Gucci-Portmonnaie haben.

Und nun kam mir doch wirklich zu Ohren, dass sich eine Japanerin von ihrem Mann geschieden hat, weil er ihr nicht mehr ständig die neuesten Designer Accessoires kaufen konnte. Sie konnte es nicht länger ertragen, nicht mehr modisch mit ihren Freundinnen mithalten zu können.
Was ist das nur für eine Welt...? Hier kann man wirklich jeden Tag auf der Straße sehen, wohin purer Materialismus führt... Auf den ersten Blick sieht man sich jeden Meter von luxuriös betuchten Grazien umgeben, dass es einem vorkommt, als wäre man im Frauenmagazin gelandet, und alles lächelt und kichert in Handys, doch sobald man sich die Mühe macht und an der Fassade kratzt, kommt sie zum Vorschein, die große Leere, die Sinnlosigkeit, die vielen zersplitterten Herzen. So sieht es also aus, das Leben in Erfolg und Geld, aber ohne wirklichen Sinn, ohne Hoffnung.
Da steh ich nun. Zwischen all den lächelnden Gesichtern und würde am liebsten einfach alle mal umarmen und jedem einzelnen sagen: Du bist geliebt!
Wollen wir das nicht insgeheim alle hören? Und ich darf mich glücklich schätzen den zu kennen, der das zu jedem Menschen sagt, ohne Ausnahme. Und deswegen bin ich hier, um diesen Satz diesen Menschen weiterzugeben. Weil es dem einen nicht eben nicht scheißegal ist, wie es den Menschen geht. Auch wenn man sich einen Dreck um ihn kümmert, das ändert nichts daran, dass man ihm wichtig ist. Für jemand, der so mit Menschen umgeht, gebe ich gerne meine Zeit, um das weiterzugeben, was er mir aufgetragen hat: anderen zu sagen, dass es da jemand gibt, den es kümmert, wie es einem geht.
Ein Missionar hier, den ich an zwei Sonntagen im Monat sehe legt mir zur Begrüßung oft die Hand auf die Schulter und sagt zu mir dann aus tiefsten Herzen: "Schön, dass du da bist!"
Aber mit soviel Pathos und sowas von ernst gemeint, wie ich das bisher noch von keinem Menschen gehört habe. Ich glaub ich bin an manchen Sonntagen, wenn ich eigentlich keine Lust hatte nur hingegangen, um mir diesen Spruch sagen zu lassen. Danach geht es einem einfach gut.
Ich denke das könnte doch jeder mal machen, einfach sich mal einen anderen schnappen und ihm aus tiefstem Herzen sagen: Schön, dass es dich gibt! - Ich weiß, das mag etwas kitschig klingen, man kann sich vielleicht mit einem "Boah, hast du geile Schuhe..." warm machen oder so ;) Aber ich denke, wer das ehrlich gemeint zu anderen Menschen sagen kann, hat mehr von Gott verstanden, als die meisten akribisch verbissen verkorksten Bibelausleger zusammen.
Denn die Liebe ist das Zeichen, an denen man die erkennen soll, welche erkannt haben, worum es geht. Alles andere bleibt lediglich eine Jagd nach dem Wind...