Moin. Moin.

So. Hab ich nun auch son Blog-Viech. Ist eben doch bequemer um die Erlebnisse hier zu teilen. - Aber keine Entschuldigung mir keine Mails mehr zu schreiben! ;)
Trotzdem viel Spaß, gute Unterhaltung und Inspiration wünscht, Timu-San.

Freitag, 4. Juli 2008

Raining Seasons

Der Himmel öffnet seine Schleusen,
Es kübelt aus vollen Rohren,
Es schifft wie bei Käptn Nepomuk,
Es pladdert in Strömen,
Es schüttet wie aus Eimern,
Es regnet Bindfäden,
Es regnet Katze und Hunde,
Es gallert (so komisch redet man in NRW, hehe),
Regenzeit in Japan.
Da bleibt kein Auge trocken.

Ich kenne den Text der besagten Hotel Band nicht, aber ich glaube kaum, dass sie die Regenmassen der japanischen Insel besingen.
Ich für meinen Teil hätte jedenfalls nie gedacht, mal wirklich nen Monsun zu erleben. Von sowas liest man ja eigentlich immer nur im Geographiebuch. Und jetzt gibt es hier auf der Insel Erdbeben, Taifune und Regenzeit.
Erdbeben hab ich hier schon 2 ganz kleine bemerkt, nicht gerade spektakulär, aber ich kann dankbar dafür sein, dass uns noch nicht so ein Dickes erwischt hat wie den Nordwesten der Honshu Hauptinsel.
Worauf man sich dafür vorbereiten kann sind die Taifune, die jetzt bald auch wieder anfangen, sobald sich das Meer aufwärmt. Der eine oder andere war schon im Anmarsch aber ist dann nach Thailand abgedreht oder sonstwo. Wenn die Dinger kommen dann steppt hier jedenfalls der windige Bär und kickt hier und da beim tanzen mal ein Fenster ein, wenn man nichts gesichert hat. Aber dafür haben die Fenster hier Metallverstrebungen im Glas. Puh.
Die Regenzeit ist also der ungefährlichste Ausläufer der japanischen Naturphänomene, höchstens schlägt dieses Wetter aufs Gemüt. Doch als Bewohner des regnerischen Nordens habe ich damit eigentlich zum Glück weniger Probleme (yokatta - zum Glück) :)

Um euch mal ein bisschen zu zeigen, was der Unterschied zwischen dem deutsche Pieselregen und der japanischen Regenzeit zu machen, hab ich mal ein kleines Filmchen zusammengestellt, von einem feucht-fröhlichen Spaziergang im Regen.
An dem Tag hat es die ganze Nacht und den ganzen Tag so gekübelt, wie das unsere kümmerlichen Nordseewölkchen maximal 15 Minuten schaffen..aber hier haben die Regenwolken den ganzen Pazifik, um ihre Wattebäuschchen vollzusaugen, und das ist ein Unterschied, den Man bemerkt.
Jetzt weiß man auch, wozu das ganze offene Kanalsystem da ist. Die tausenden kleinen Kanälchen am Straßenrand, die in 5 x 5m große Hauptkanäle führen, füllen eben jene Hauptkanäle wenn ordentlich was runterkommt zu reißenden Flüssen, bis an den Rand gefüllt. - Beeindruckend.

Doch nun wieder, Film ab und viel Spaß:


mata ne, Tim

Montag, 30. Juni 2008

Sushi galore.

Guten Abend.
Es ist ja in letzter Zeit viel passiert, doch hier ist nicht der Ort, das alles auszubreiten, weiteres gibt es in der nächsten Rundmail zu lesen.
Etwas eigentlich unspektakuläres, aber dafür sehr schönes war vor 2 Wochen eine gemeinsame Unternehmung unserer Englischklassen im Hope Center, und zwar nach dem Besuch von Kappa-Sushi (Name einer Sushi-Kette und auch Gleich eine bestimmte Art von Sushi - sofern cih das verstanden hab ;) ging es noch auf eine frische Runde Karaoke zu, wovon es leider kein Video für die breite Öffentlichkeit gibt, dann bekomme ich von den gefilmten Singstars in spe wahrscheinlich einen auf die Mütze. Deswegen müsst ihr euch wohl vorerst mit einen kleinen Einblick in die Welt des Sushirestaurants in Japan begnügen. Eins der günstigeren Sorte, wo man nach Tellern bezahlt, die auf etwas größeren und längeren Fließbändern laufen als in Deutschland und der Preis pro Teller zwischen 60 cent und einem Euro rangiert.
Ich muss einfach gestehen dass ich Sushi zwar essen kann, aber eine große Freude macht man mir damit eigentlich nicht. Aber mitgehen tut man natürlich trotzdem, weil es einfach Spaß macht, dabeizusein und mit der ganzen bunten deutsch-japanischen Truppe was zu unternehmen. UND es gab einen SHINKANSEN-Zug, der das Sushi gebracht hat, dass man auf einem LCD-Bildschirm am Tisch bestellen konnte. Da hab ich mir zum Ende gleich zweimal meine Lieblingsspeise kommen lassen: Das gute Stück Schokocremetorte. Für 157 Yen gleich 1€. Schokocremetörtchen sind rar in Deutschland. Zumindest in Zeiten des Diätwahn und da muss man als Dessert einfach mal beherzt reinhauen. Allerdings gestaltet es sich dann unmöglich, danach noch ne runde rohen Lachs auf nem Reisklops zu verdrücken. Das beißt sich dann doch etwas, andersrum geht immer :)
So, nun aber nicht mehr viel drumherum, lassen wir die bewegten Bilder sprechen.
Wer die Musik mag, ist von Arcade Fire - Rebellion.
Film ab:
Ich arbeite auch gerade noch an meinem Raining Seasons Video über meinen Kurzausflug in den strömenden Regen der japanischen Regenzeit. Das wird bestimmt recht amüsant werden. Meinen Spaß hatte ich jedenfalls. Und gut nass war ich danach auch. Nur der Schnuppen, der ist zum Glück ausgeblieben, puh.

IN diesem Sinne, Ohren steif halten und schön, dass ihr es mal wieder auf meine Seite geschafft habt :)

Mit verbeugenden Grüßen von der Insel der Erdbeben, Taifune und Regenzeit (bisher kannte ich sowas immer nur aus meinem Geographiebuch... bin immer noch schwer beeindruckt von diesen Naturphänomenen - hui...)
Tim

Dienstag, 10. Juni 2008

EM 2008 im Morgengrauen und warum mir Dauerlächeln am Morgen nicht liegt...

Guten Morgen.
Ich bin Müde - zu recht. Schuld daran ist schlicht das anstrengende Wochenende, samt Europameisterschaft.
Der Samstag war mit einem Besuch der Claude Monet Ausstellung mit meiner Deutschklasse noch vertretbar. Doch der Sonntag wurde eingeläutet mit Besuch der Gemeinde in Kanayama, was wie immer klasse war, danach ging es in der schwülen Mittagshitze eine Bahnstation weiter in die NC3 Gemeinde, in der viele junge Leute und Studenten sind. Dort gab es dann am Nachmittag auch die erste Geburtstagsfeier des Tages. Zelebriert mit feinster Pizza Hut Pizza (ich wusste bis dato noch gar net, dass die hier überhaupt Pizza Hut haben - mhhhmm...oishi!) Und dann ging es um 7 schon etwas müde nach Hause in der Hoffnung, vor der nächsten Feier um 8 im Jugendzentrum, eine Missionarin hatte Geburtstag, noch eine Mütze Schlaf zu ergattern und dann etwas später einzutrudeln - wer erscheint auf Geburtstagsfeiern schon zur angegebenen Zeit...doch nach einem "Kommst du gleich?"-Anruf machte ich mich schließlich auf die Socken, ohne kleines Nickerchen. Dort angekommen gab es zur Entschädigung jede Menge köstlicher Wassermelone, das hielt erstmal wach. Danach gab es die üblichen Spielchen die man eben so spielt, wenn man in einem Jugendzentrum feiert. Sprich: Chef-Vize (Das Schenkelklopp spiel, ich glaub jeder nennt das anders ;) und danach noch ein echt japanisches Spiel, was hier zu kompliziert wäre zu erklären, aber man musste sehr genau aufpassen und wenn man eben nicht mehr in Höchstform ist, dann verhaspelte man sich schon mal etwas wenn man dran war mit seiner Aktion. Wenn man einen Fehler gemacht hat bekam man eine mehr oder weniger abstruse Frage gestellt aus einem Brettspiel in der Manier: "Wenn du ein Gesetz ändern könntest, was würdest du ändern?" Man merkt, dass es ein japanisches Brettspiel war, da diese Art von Fragen schon ein "Höchstmaß" an Intimität besitzen. Persönlicher wird man doch nicht..tsts.. ;)
Langsam trollte sich die Runde in den späten Abendstunden, sodass nur noch ein kleines Grüppchen übrig blieb, die bis zum EM Spiel um 3 Uhr morgens im Hope Center verweilte. Das Spiel wurde auf Englisch kommentiert (sehr leise Stimme und sehr luschenhaft...) und in den Pausen wurde das Geschehen von 2 Würstchen im Anzug kommentiert, die von Tuten und Blasen keine Ahnung hatten. Um dem ganzen eine Krone aufzusetzen, lief in den Pausen neben einem mehr als kitschigen grafischen Darstellung japanische Pseudo-Techno-Mucke, wie sie sonst in Spielhallen läuft. Man dachte schon irgendwie die ganze Zeit, man spielt gerade Fifa 98 und hat zufällig grad Deutschland und Polen gewählt.
Man konnte das Erlebnis also nicht direkt mit Fussball gucken in deutschen Landen vergleichen.. Trotz nächtlicher Zeit und weit entfernt der Heimat war dennoch Stimmung in der Bude, hauptsächlich dank Missionar Jörg der mit vollem Einsatz mitfieberte, das hat doch sehr zur Unterhaltung beigetragen, denn so soll es ja sein :)
Nebenbei bemerkt scheinen Japanerinnen ihre Augen besonders auf Herrn Lehmann geworfen haben und - holla - auf Herrn Löw. Interessant jedenfalls. Und Lahm ist einfach nur "süß". Natürlich. Egal ob "kawaii" oder nicht, Hauptsache, sie geben den Kroaten eins hintendrauf. Sportlich gesehen natürlich, hehe.
Nachdem man dann am Montagmorgen als es hell war wieder in seine eigene Höhle zurückgekehrt war, durfte mann doch an seinem freien Tag erstmal etwas Schlaf nachholen.
Bis es dann um 1 Uhr eine Session Tennis im Regen gab, die mit einer fulminanten Wasserschlacht endete.
Dann abends um neun kam die Hiobsbotschaft: Ob man denn Zeit hätte, morgen um 7 Uhr am Bahnhof Konomiya aufzulaufen um dort Flyer zu verteilen. Das war japanisch formuliert und bedeutet: Ihr seid da. Ohne Streit. Und natürlich waren wir auch da, weil wir deswegen ja schließlich hier sind und Einladungen verteilen gehört nun einmal auch dazu. Auch wenn das eine der undankbareren Aufgaben ist. Besonders für Morgenmuffel für mich. Wenn ich schon um 6 Uhr aufstehen muss, dann lümmel ich mich lieber langsam in den Tag hinein, aber heute galt es, eine Stunde lang nicht zu zeigen, dass man eigentlich müde ist und wenig lust hat Flyer zu verteilen, sondern die japaner sind ein überlautes Ohaio gozaimasu! (Guten Morgen!) und ein darauf folgendes "Onegai shimasu" (Seien Sie bitte so freundlich / Tun Sie mir den Gefallen) gewöhnt. Bo ha ist das schwer so früh morgens. Ich bekomme da dieses Dauerlächeln, das dazugehört, einfach nicht immer hin. Man ertappt sich immer wieder, dass man es schon wieder vergessen hat, weil mir einfach nicht zum breit grinsen war. Abends wäre das schon besser. Man kommt doch aber immer wede rins schmunzeln wenn man die Ausweichtechniken sieht, welche die Japaner, diese alten Routiniers, wenn es um Flyer geht, sich zugelegt haben. Geschäftig am Ipod rumfummeln, einem den Schirm zufällig vor der Nase aufspannen, die Treppenseite am Aufgang wechseln, oder noch interessanteres. Nun ja. Wenn ich ehrlich bin, ich nehme ansonsten auch fast nie Flyer an und kann ihnen es deswegen eigentlich nie richtig übelnehmen, wenn sie desinteressiert vorbeirauschen. Aber was man lernt ist, dass man die Leute sehr oft falsch einschätzt, die nettaussehende Dame will keinen und der alte Grummel-Firmenboss streckt überraschend das Händchen.
Wie dem auch sei, so lange es morgens um 7 Uhr ist, gehört es schlicht und einfach nicht zu meinen Lieblingsaufgaben. Morgen früh bin ich wieder am Start. Diesmal der andere Bahnhof.
7 Uhr. Juhu. Ich werde mein Bestes geben. Was manchmal nicht viel ist, aber was ich hier auch gelernt habe ist, dass Gott auch gerne die Schwachen un die In-den-Sand-Setzer benutzt, um Gutes zu tun. Da lohnt es sich also doch, früh aus den Federn zu kommen :)

Mittwoch, 21. Mai 2008

Zu Besuch an der Uni und der Tag, an dem die Kakerlake kam.

An unserem letzten arbeitsfreien Montag sind wir nach langer Zeit endlich wieder der Ennladung nachgekommen, mal wieder die hiesige Privat-Universität "Nanzan" zu besuchen. Der Name Nanzan ist über die Grenzen Nagoyas für seine erstklassige Sprachenausbildung bekannt und hat nebenher noch irgendwie nen katholischen Ursprung... Wie ich auch gestern gelernt habe kostet das Studienjahr an einer Japanischen Uni ca. 400.000 Yen, das sind knapp 2500 Euro und an einer Privat Uni dann dementsprechend mehr. Also darf man trotz allem Humboldt'schen Unmuts noch gewissermaßen dankbar über die "gnädigen" Gebühren des deutschen Bildungssystems sein... ;)
Wer also die Asche hat, auf die Nanzan zu gehen kann isch immerhin noch mit dem Namen rühmen, sollte der Studienabschluss nicht allzu glorreich ausfallen. Das scheinen einige Japaner auch so zu sehen, weil wir in den zwei Deutschklassen, die wir besucht haben, einiges dazu hören durften. Charmant eingeleitet vom Japanischen Professor, der 1,5 Jahre in Mainz studierte saßen wir vorne auf unseren Stühlchen und durften uns als "echte Deutsche" bestaunen lassen. Eine Studentin war ganz glücklich, zum ersten mal wirklich mit einer Deutschen geredet zu haben..hehe. Auf unsere Frage hin, warum die Studenten denn deutsch lernen wollten stellte sich bald das Bild heraus, dass es viele lustige antworten auf diese Frage gibt. Einer hielt die deutsche Sprache für die schönste Sprache der Welt ( interessanterweise gerade wegen des ("ch" wie in "Docht"), eine andere las gerne Märchen und meinte, Deutschland sei ja sowas wie ein "Märchenland" mit Schloss Neuschwanstein und so...und ein dritter wollte einfach nur an der Nanzan studieren (mehr war jedenfalls auf Deutsch nicht aus ihm rauszukriegen, hehe)
Alles in allem war es sehr interessant und anschließend gab es dann erstmal, echt japanisch eine großangelegte Fotoaktion, wo Dec und ich einmal mit sämtlichen Kursmädchen auf Handykamera gebannt werden mussten und unsere Mädchen Hanna und Julia mit den Herren des Kurses - davon gab es allerdings vergleichsweise wenige...
Deutsch scheint hier ähnlich wie Französisch bei zu sein - eine romantisch verklärte Frauensprache, mit der man sich in Paris durchschlagen kann ;)
Anschließend war dann treffen im "Logos" Gebäude mit ein paar anderen Deutschstudenten fortgeschritteneren Jahrgangs, die auch mal echte Deutschländer probieren wollten. Waren mal wieder allesamt alles klasse Kerle und wir hatten eine schöne halbe Stunde verbracht, bevor die Jungens wieder zurück in den Unterricht mussten. Das war der Startschuss für uns, die hiesige Mensa zu stürmen wo ich mich nach einigen hin und her für das "ton-katsu" (hier ein Hühnerschnitzel) entschieden hab, das sich als riesig herausstellte. Allerding stellte es sich auch von lausiger-hautschwartiger-fettiger Konsistenz heraus und ich konnte mich bisher mit diesem Futter nicht wirklich anfreunden. Dafür war der Reis als Beilage ausgezeichnet und schön klebrig :)
Nachdem wir dann noch eine etwas fortgeschrittenere Nachmittagsklasse besucht hatten, endete der Abend in der Mini-Studentenwohnung einer Freundin, die uns zur Uni eingeladen hatte, wo ich zum ersten mal in meinem Japanleben georderte Pizza gegessen hab, und es war wirklich ein Offenbarung :) (jedenfalls wenn man es mit den sonstigen Teiglappen mit Tomatenspritzern vergleicht, die einem sonst hier als "italienisch" verschachert werden. Die Sache hatte allerdings auch ihren Preis und das waren 16€ pro Pizza größe M. Naja, wenn man den Preis teilt und einen japanischen Magen hat ist der Genuss erschwinglich, hehe... War jedenfalls ein netter Abend mit 8 Leuten auf 10m² Zimmer und viel Spaß :)
Am nächsten Tag ging der Spaß gleich weiter, als Dec und ich bei unserer McDonalds Stippvisite zwischen den Arbeitszeiten eine Begegnung der dritten Art hatten. Sofern Kakerlaken zur dritten Art zählen. Jedenfalls waren wir gemütlich am mümmeln, als Declan plötzlich innehält und mit seinem Fingerzeig die Fluchtroute einer 4cm Kakerlake verfolgt. Ich muss zugeben, ich hab noch nie so ein Viech in freier Wildbahn, geschweige denn in einem Mc Doof gesehen und war schon leicht schockiert. Die Japanerin, zwischen deren Beinen das Unviech sich durchkribbelte nahm das Malheur mit eleganter Fassung, packte ihre Sachen und war binnen Sekunden aus dem Restaurant. Die Kakerlake machte es sich dann unterm gegenüberliegenden Tisch gemütlich, wo sie dann von der von Dec informierten Managerin hervorgescheucht wurde um dann mehrmals einem schlecht gezielten feuchtem Papiertaschentuch auszuweichen, bis sie schließlich zuflucht in einer Ritze unter Decs Bank fand, wo ihr dann kurz darauf mit einer Flasche "Kill die Kakerlake" oder so der Garaus gemacht wurde. Ich hab ebenfalls meinen Kram gepackt, mir den Rest einpacken lassen und draußen weiter gegessen. Dec war der Hunger darüber vergangen, hehe.. Natürlich haben wir am Abend gleich in den Klassen nachgefragt, ob sowas denn normal sei, und anscheinend ist es nicht sooo ungewöhnlich. Es gibt hier eben einfach Kakerlaken im Sommer, da sollter man sich dran gewöhnen. ("Waas? In Deutschland habt ihr KEINE Kakerlaken?!" "Nö.") Nun gucken wir, dass wir uns schnellstens mit den Gift-Böxchen ausrüsten, weil ich keine Lust hab, dass mir Nachts so ein Ding übers Gesicht krabbelt, man liegt ja immerhin fast direkt aufm Boden mit dem Futon... Hoffen wir jedenfalls, das wir gute gerüstet sind, bevor der Sommer richtig losgeht und die Insektenpolulationen ins unendliche florieren. Es hat schon angefangen unangenehm schwül zu werden und man läuft andauernd Gefahr, sich zu erkälten, wenn man von muckeligen 25° ind die auf 15° gekühlten Nackenblas-Klimaanlagengekühlten Bahnwaggons hinein tritt. Aber damit muss der Körper hier irgendwie klarkommen. Am besten wärmt man die Muskeln in der Bahn mit einmal richtig von oben bis unten herzhaft durchlachen auf. Und das ist nicht schwer, wenn man dabei die amüsant-peinlichen Rechtschreibfehler des hiesigen Wahlkampfs vor Augen hat. Mit dem "l" und dem "r" hatten die Japaner es noch nie so genau ;)

Donnerstag, 15. Mai 2008

Was passiert, wenn man seinen Alien verliert und durch japanische Hinterhöfe spaziert

Keine Angst. Mein Alien ist wieder da. Genau, dieses kleine grünbunte Ding. Das mit dem komischen Gesicht mit Verbrecherblick, das wie meins aussieht. Im Scheckkartenformat. Mein Ausänderausweis ebe. Richtig. Hier auch "Alien-Card" genannt und die trägt man mit sich rum, damit man nicht gefahr läuft, seinen, wie mir gesagt wurde überaus wertvollen deutschen Reisepass nicht geklaut zu bekommen. Der Pass scheint wohl immernoch deutsche Wertarbeit zu sein... Nun denn, eben jener Pass hat es mir ermöglicht hier eine AlienCard zu bekommen und die kann ich jedem unter die Nase halten und dann so tolle Sachen bekommen wie billiger Essen in "ausländerfreundlichen Lokalen" oder in Verbindung mit meiner deutschen FSJ-Karte, die hier ja keiner lesen kann (das würde die Dame an der Kinokasse aber nieeee zugeben, da nickt sie lieber nett und sagt: hai hai ;) mir günstigere Kinotickets zu verschaffen.
Wobei an dieser Stelle noch ien ganz kleiner Ausflug ins japanische Kinowesen: Abendvorstellungen (um 21 Uhr läuft der letzte an..) sind die allerbilligsten, nachmittags ist es am teuersten. Das liegt wohl daran, dass Japaner gerne früh ins Bett gehen oder aber daran, dass die letzten Züge so um 24-1 Uhr fahren. Nicht unbedingt Nachtschwärmerfreundlich, dieses Land ;)
Nun aber zurück zu meinem Ausweis. Der war natürlich in meinem Portmonnaie verpackt und befand sich beim auschecken am elektronischen Gate des Hozumi Bahnhofs noch in meiner Hand. Danach verschwimmt die Erinnerung und tauchte erst 2 Stunden Später wieder auf, kurz bevor mein Deutschunterricht begann in der Mizuho Kapelle. Also fix Pastor Shinji ans Telefon schicken und Frau Sennin anrufen lassen, da war ich nämlich vorher bei denen zu Hause und muss das Teil irgendwo da haben liegen lassen. Nach einigen Minuten der Rückruf: Nischt.
Jut. Legen wir erstmal mit dem Unterricht los. Zwei meiner Schülerinnen waren (mal wieder,hehe) in Deutschland, wobei eigentlich immer nur das schöne (ha) Süddeutschland besucht wird und sich keiner im schönsten Bundesland der Welt blicken lässt, aaaber: selber Schuld.
Jedenfalls hat es Shinji irgendwann nicht mehr ausgehalten und er wollte mich noch im Unterricht zum Bahnhof fahren und da mal nachfragen. ich war mir sicher, das Ding kann da nicht sein, aber gut, wenn Frau Sennin meint, es ist nicht bei ihr, dann mal los.
Nach einem muffeligen (Shinji meinte, er wäre muffelig gewesen, ich dachte einfach nur er sei etwas alt und müde...) Beamten dann auf direkten Wege zur nächsten Polizeiwache, wo ich dann endlich mal nen Bullen mit ner Knarre gesehen hab -Ich dachte fast schon die kämen hier ohne Schießprügel aus, hate bis dato noch keinen gesehen... Eben jene Wache war standesgemäß versifft und es ist immer wieder lustig und überraschend, wie in diesem Technokratischen Land die Bürokratie einfach gerne gähnend langsam und mit Zettel und Bleistift arbeitet, hehe.
Nachdem dann Shinji für mich den Papierkram erledigt hatte, ging es dann wieder zurück zur Klasse, die gemütlich am japanisch schnattern war.
Zwischendurch hab ich natürlich das eine oder andere Gebet aufs Parkett gelegt, weil mir das doch sehr unnötig ärgerlich vorkam. Weil wenn das Ding wirklich weg gewesen wäre, dann hätte ich den Missionaren ne Menge Zeit geraubt, wenn sie mit mit von Amt zu Amt rennen müssen. Bei sowas denk ich mir immer: Wenn das Ding einfach wieder auftaucht irgendwo, kann man sich den ganzen Aufwand sparen. Noch dazu weil ich das Ding ja selbst verbummelt habe wäre es doof, wenn deswegen andere zusätzlich abackern müssten.
Und - yokatta (noch mal gut geworden) - 10 Minuten vor Schluss der Klasse blubberte dann Frau Sennin in die Kapelle und überreichte mir freudestrahlend meine Geldbörse.
Das sind die schönen Momente des Lebens. Und ich habe mich lange nicht mehr so tief verbeugt, hehe.
Tags darauf hatte ich dann mal wieder die Möglichkeit, mein Städtchen aus einer intimen Perspektive zu erleben, wie Sie einem nur Flyerverteilern gegönnt ist. Wann sonst kann man sich sonst schon einmal in Vorgärten herumdrücken und nach Briefkästen suchen? Und die Briefkastensuche ist hier wirklich mehr als abenteuerlich. Manchmal muss man schon mal ein zwei Minuten suchen, bis man den verrosteten Kasten unter einem Stapel alter Zeitung hervorlugen sieht. Manchmal gibt es auch garkeinen, dann soll ich kurz die Eingangstür aufschieben und den Flyer reinlegen. Etwas peinlich nur, wenn dahinter der Besitzer steht, ähem. Alles schon passiert, aber mit einem "sumimasen" (Entschuldigung) ist die Sache dann erstmal geregelt. Ein Hoch auf die festen und immer Anwendbaren Umgangsformeln hier :)
Wie man auf den Bildern sehen kann, ist Inazawa wirklich ländlich und direkt neben den Reisfeldern. In diesen Gegenden sind die Nachbarschaftsstrukturen und Kulturtraditionen noch richtig intakt, anders als in den Metropolen wie Tokyo oder Osaka. Das kann man auch an den vielen kleinen Mini-Shinto Schreinen sehen, die an vielen Ecken in diesem Gebiet stehen, wo ich verteilt habe. Sind nur 200m von unserem Haus, aber sieht schon ganz anders aus.
Ganz besonders gefallen mir auch immer wieder die vielen verrosteten Briefkästen, von denen jeder seine ganz eigene Geschichte erzählen könnte...
So, nun aber Augen auf und Bilder gucken ;) mata ne, tim

Montag, 12. Mai 2008

Von süßen Matzen und meinem ersten Ferrari

Einen wunderschönen Vorsommertag wünsche ich allerseits. In den letzten Tagen durfte ich ja voller Überraschung entdecken, dass mir meine Heimat Temperaturmäßig für kurze Zeit den Rang abgelaufen hat. Während wir im regen ersoffen sind, herrschten angenehme 25° in den heimischen Gefilden. Es sei euch gegönnt :) Und ebenso mir die kurze und erfrischende Abkühlung in der schönsten Zeit im Jahr hier, die gleichzeitig die Zeit des großen Wartens ist: Dem grauen des japanischesn Sommers. Wen ich auch Frage, es wird Panik gemacht und dieser Sommer kann wohl gar nicht brutal genug beschrieben werden. Gefühlte 100% Luftfeucht in Verbindung mit 35° im Schatten lassen verschwitzte Freude aufkommen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass man nie ganz Trocken wird jener Tage. Man darf also gespannt sein und den "Wetterumschwung", der fieserweise auch noch innerhalt einer Woche stattfindet und dem Kreislauf somit fundamental eins über die Rübe gibt, freudig erwarten. In ein paar Wochen tropfe ich dann nochmal auf die Tastatur, was sich von den Horrorvisionen bewahrheitet hat, hehe.
Nun aber zu aktuellem. Gestern bin ich nach dem Gottesdienst in Kanayama in den Tsurumai Park gefahren, weil ich mir eigentlich vorgenommen hatte, noch zum Noon-Service der Campus für Christus Gemeinde zu gehen, weil ich da lange net mehr war und den ganzen Haufen gerne nochmal wiedergesehen hätte. Doch mit jedem Schritt durch den wunderschönen Tsurumai Park wurde ich schwächer - die Mittagsmüdigkeit, und hatte irgendwie nicht mehr die Kraft, die letzten Meter zu schaffen, weil es bestimmt toll und lustig geworden wäre, aber so viele Gespräche auf Englisch und Halbjapanisch sind doch auch immer sehr anstrengend, und so bin ich einfach im Tsurumai-Park hängengeblieben. Und das war wirklich eine gute Wahl. Ich hab mich mitten auf den Spielplatz gesetzt und mir die ganzen süßen Kinder angeguckt. Dabei hab ich dann festgelegt, dass es nur 3-5 Kinder geben wird, die schnuckliger sein werden als japanische Kinder - meine eigenen ;) Also ich muss zugeben ich hab schon wieder fast vergessen, wie deutsche Kleinkinder aussehen, aber wenn ich hier ausländische Kinder sehe, können die nur schwer gegen die japanischen anstinken, höchstens, wenn sie die Windeln voll haben. So hatte ich da einfach nen feinen, ser sonnigen Nachmittag im Park, mit vielen lustigen Familiengeschichten zu Beobachten, einem Baseballspiel (die brüllen die ganze Zeit, großer Spaß), einem riesen Rosengarten und ich hab "The Silver Chair" aus der Narnia- Chronologie fertig gelesen - großes Kino übrigens.
Später hab ich mich dann zu Fuss auf den Weg ins Stadtzentrum Sakae gemacht (Sakae 栄 heißt übrigens "Ehre" und hat nichts mit Sake zu tun, dem beliebten Reisfusel..und ist nebenbei eines meiner japanischen Lieblingswörter..hehe) um mir dort in nem Kaufhaus nen neuen Satz TShirts zu holen bei UNIQLO (jajap drolliger Name, der laden ist sone Art H&M für Langweiler, aber günstisch dafür und die Japoner stehen drauf :) Was feines haben die aber doch, und zwar haben die im Moment Designer-Tees. Da gab es diverse Designcontests und die Gewinnermotive wurden dann auf die TShirts gedruckt und die kann man da jetzt für 10€ abstauben. Und das ist schon was feines, weil die sehen schon ganz nett aus. Dummerweise hatte ich kein Geld mehr und alle ATMs (Bankautomaten) hatten irgendwie geschlossen, bis auf einen, der auf japanisch war und der wollte partout keine Mäuse rausrücken. Naja. Blieb es beim angucken. Außerdem konnte ich da noch meinen ersten Ferrari gucken (Japan soll ja das Land mit den meisten Ferraris sein) aber nachdem mir 6 min voher schon ein F40 durch die Fotolappen gegangen ist, stand dieser F350 nun in voller Pracht im Halteverbot. Und die Besitzerin hat Prada und Co wohl etwas länger bemüht, weil das gute Stück da über ne halbe Stunde stand. Das ist wieder so lustig an der Kultur hier, der Wagen stand derart im Parkverbot und ist derart Teuer, dass sich die Polizei an sowas gar nicht erst rantraut. Je dreister man hier ist, desto eher kommt man davon. Nette Methoden ;)

Zum Schluss noch etwas Gesundes: Die empfohlende Tagesmenge an Vitamin C beträgt 60mg. In letzter Zeit haben wir immer mal gerne zu Suntory C.C Lemon gegriffen, weil es schmeckte einfach lecker. Bis man dann mal auf den roten Punkt mit der Schrift draufgeguckt hat. Auf alten Flaschen stand noch 4.200mg Vitamin C, auf den neuen, natürlich noch viel anschaulicher für den dummen Kunden: Das Vitamin C von 210 Zitronen! 210??!!
Da haben es die Landesgenossen hier aber mal wieder saftig übertrieben. Vor allem weil ich mal gelesen hab, dass es nicht so dolle sein soll, über die empfohlene Tagesmenge zu konsumieren. Deswegen heißt es wohl auch EMPFOHLENE Menge. Durch diesen Vitamin C Schoc aufmerksam geworden inspiziert man natürlich auhc die anderen Nahrungsmittel, wie zum Beispiel unsere Schokoflakes, die sich rühmen, die empfohlenen Tagesmengen in 40g Flakes an sämtlichen denkbaren Spurenelementen, Mineralien und Vitaminen um 160-240% zu überschreiten. Es gilt wohl wirklich der Grundsatz: Lieber zuviel als zu wenig.
Nun ja, umbringen wird es einen schon nicht, immerhin Leben auf Okinawa die ältesten Menschen der Welt. Die haben wohl aber auch noch nie genmanipulierte Schokoflakes genascht oder Limonengedoptes C.C Lemon getrunken. Aber wer will auch schon 120 Jahre alt werden...?
Deswegen: Her mit Vitamin C.C frei nach dem Motto: Was dich nicht umbringt, macht dich stark. Hoffen wirs... ;)

Freitag, 25. April 2008

Ein Junge aus Bakersfield und warum japanische Frauen sprichwörtlich unbezahlbar sind...

moin moin.
endlich mal wieder den Norddeutschen Gruß benutzen, den man hier unter japanischen Kulturvolk und Deutschen, die von unter dem Weißwurstäquator, also der Elbe kommen, selten anwenden kann, hehe.
Letzte Woche waren Dec und ich zusammen mit Matthias, Ex-Shortie und Theologiestudent in Tokyo, zusammen mit einem amerikanischen Bekannten Lewis und seiner Frau Kumiko Yaki Niku essen. Yaki Niku bedeutet einfach nur "gebratenes Fleisch" und wird in den meisten Yaki Niku Restaurants direkt im Tisch gegrillt. Über der Flamme. Sugoi :)
Das einzige, was uns und den wohlgenährten Lewis aus der Stadt Bakersfield (ja genau, da kommt die Band "Korn" her...) ein bisschen gestört hat, waren die "japanischen Portionen". Sprich, es wurden pro bestelltem Teller nur je 10 kleine Stückchen Fleisch geliefert. Das ist für 4 der Fleischeslust erlegenen Kerle natürlich kaum genug. Drum haben wir den Rest der Leere noch mit einer Schale Reis gefüllt. So macht man das hier also...


Lewis ist kurz vor uns letztes Jahr in Japan angekommen, nachdem er seine Frau geheiratet hatte, die er in Amerika kennengelernt hat, als sie da drei Jahre auf Studienaustausch war. - Ein beinahe Szenario. Jedenfalls ist Kumiko bei nicht die einzige Japanerin die ich kenne, die von ihrem USA Aufenthalt einen Gatten mit nach Hause bringt.
Es war jedenfalls sehr interessant, sich über ein paar japanische Eigenheiten auszutauschen, die einem als "Newcomer" ins Auge fallen.
Da hatten alle natürlich eine Menge zu berichten und es ist immer lustig zu sehen, dass es anderen ähnlich geht :)

Nebenbei hab ich auch wieder einiges über japanische Frauen gelernt. Unter anderem weiß ich jetzt, dass der Begriff "Nagoya-Jo" (Jo = Schloss) nicht ausschließlich für das Nagoya Castle verwendet wird, sondern dass das auch die japanweite inoffizielle Bezeichnung für die Damen der öhm.. "Tussie-Kategorie" Nagoyas ist. Weil ihr blondiertes, hochtoupiertes Haar eben an ein Schloss erinnert.
Ich dachte am Anfang immer, a jo, so sehen die halt überall hier aus, aber das scheint schon eine Nagoya Spezialität zu sein, sich nach allen Mitteln der Kunst aufzubrezeln....
Außerdem wurden meine Vermutungen endlich mal aus erster Hand bestätigt, dass man mit Ausländern, die sich eine "stereotypische" Japanerin geangelt haben, wirklich Mitleid haben müsste. Jedenfalls können die vorerst mal jedes ihrer eigenen kostspieligen Hobbies aufgeben, weil ihre teurere Hälfte ihre Finanzkraft für Prada-Bags und Gucci Geldbörsen braucht.
Über 80% ihres Umsatzes machen die großen Designer Label in Japan hab ich mal vor ein paar Jahren gelesen. Mittlerweile weiß ich auch, warum: Ich denke Japan ist ohne Witz das einzige Land der Welt, wo ganze 7% der weiblichen Bevölkerung kein Gucci-Portmonnaie haben.


Und nun kam mir doch wirklich zu Ohren, dass sich eine Japanerin von ihrem Mann geschieden hat, weil er ihr nicht mehr ständig die neuesten Designer Accessoires kaufen konnte. Sie konnte es nicht länger ertragen, nicht mehr modisch mit ihren Freundinnen mithalten zu können.

Was ist das nur für eine Welt...? Hier kann man wirklich jeden Tag auf der Straße sehen, wohin purer Materialismus führt... Auf den ersten Blick sieht man sich jeden Meter von luxuriös betuchten Grazien umgeben, dass es einem vorkommt, als wäre man im Frauenmagazin gelandet, und alles lächelt und kichert in Handys, doch sobald man sich die Mühe macht und an der Fassade kratzt, kommt sie zum Vorschein, die große Leere, die Sinnlosigkeit, die vielen zersplitterten Herzen. So sieht es also aus, das Leben in Erfolg und Geld, aber ohne wirklichen Sinn, ohne Hoffnung.
Da steh ich nun. Zwischen all den lächelnden Gesichtern und würde am liebsten einfach alle mal umarmen und jedem einzelnen sagen: Du bist geliebt!
Wollen wir das nicht insgeheim alle hören? Und ich darf mich glücklich schätzen den zu kennen, der das zu jedem Menschen sagt, ohne Ausnahme. Und deswegen bin ich hier, um diesen Satz diesen Menschen weiterzugeben. Weil es dem einen nicht eben nicht scheißegal ist, wie es den Menschen geht. Auch wenn man sich einen Dreck um ihn kümmert, das ändert nichts daran, dass man ihm wichtig ist. Für jemand, der so mit Menschen umgeht, gebe ich gerne meine Zeit, um das weiterzugeben, was er mir aufgetragen hat: anderen zu sagen, dass es da jemand gibt, den es kümmert, wie es einem geht.
Ein Missionar hier, den ich an zwei Sonntagen im Monat sehe legt mir zur Begrüßung oft die Hand auf die Schulter und sagt zu mir dann aus tiefsten Herzen: "Schön, dass du da bist!"
Aber mit soviel Pathos und sowas von ernst gemeint, wie ich das bisher noch von keinem Menschen gehört habe. Ich glaub ich bin an manchen Sonntagen, wenn ich eigentlich keine Lust hatte nur hingegangen, um mir diesen Spruch sagen zu lassen. Danach geht es einem einfach gut.
Ich denke das könnte doch jeder mal machen, einfach sich mal einen anderen schnappen und ihm aus tiefstem Herzen sagen: Schön, dass es dich gibt! - Ich weiß, das mag etwas kitschig klingen, man kann sich vielleicht mit einem "Boah, hast du geile Schuhe..." warm machen oder so ;) Aber ich denke, wer das ehrlich gemeint zu anderen Menschen sagen kann, hat mehr von Gott verstanden, als die meisten akribisch verbissen verkorksten Bibelausleger zusammen.
Denn die Liebe ist das Zeichen, an denen man die erkennen soll, welche erkannt haben, worum es geht. Alles andere bleibt lediglich eine Jagd nach dem Wind...

Sonntag, 13. April 2008

Hadaka ni Naritai und die japanische Konzertkultur


Konnichi wa aus dem Übermorgenland.
Um meinen ausstehenden Wochenblog von letzter Woche Rechnung zu tragen, habe ich mir heute mein Erlebnis mit der japanischen Konzertkultur zum Thema gesetzt.
Und zwar hatte ich das Vergnügen, am 03.04. die Alternative-Rock Band Angels and Airwaves rund um Tom DeLonge, den Ex-Frontman der großartigen, jedoch bereits tragisch geschiedenen Punkband Blink 182 zu sehen.
Erster Wehrmutstropfen war, dass das Konzert direkt nach der Jugendfreizeit in neo stattfand und ich neben der normalen Müdigkeit auch noch vor mich hin kränkelte..Zweiter war, dass ich allein zur Stätte der großen Musik, den Club Quattro in Nagoya, gestapft bin, weil keiner meiner Mitshorties es sich ebenfalls auf die Fahne geschrieben hatte, 6000 Yen (36€) für ne Karte auf den Tisch zu legen. Aber das war mir das Wert, einmal eine große Band in Japan zu sehen. Und das keiner mit war war auf der einen Seite schade, wenn ich mich über die Vorband oder über die leicht - äähm.."tuckigen" Bewegungen von DeLonge aufregen wollte, aber in den größten Momenten der Musik bin ich sowieso weg vom Fenster und schwimme irgendwo durch einen melodischen Ozean, um es versuchen mal sprachlich annähernd auszudrücken, hehe.
Nichtsdestotrotz hatte ich außerdem vorher bedenken, dass gemäß einiger Youtube Videos die Gefahr bestand, dass die DeLonge sich zwischen den Songs wieder gestatten würde, seine nicht ganz ausgegorende Philosophie an den Mann zu bringen, die er auf der Seite so beschreibt:
"Angels and Airwaves reflects an idea that the world is yours for the taking, and all that exists, exists inside you. It can be something as trivial as a personal struggle, or as grand as the inescapable idea of world peace."
Jaja, schmieren wir dem Publikum Honig um den Mund und lullen sie mit trivialer Philosophie ein, um die Welt zu verbessern. Gut dass Sie damit wenigstens genug Geld verdienen um es gemeinnützigen Zwecken zukommen zu lassen wie ein neuer Hummer oder ein weiterer Infinity-Pool. Doch nun genug der allgemeinden Weltkritik und zurück zum Konzert:
Sie haben nicht allzuviel zwischen den Liedern gelabert und das Publikum stattdessen mit einem satten Musikalischen Feuerwerk versorgt.
Zum lachen brachte der gute Tom die Menge mit dem Ausruf "hadaka ni naritai!" so ziemlich am Anfang, was ich nicht verstanden habe und aufgrund der Lautstärke (so ein Lautes Konzert habe ich noch nicht erlebt, aber weil in diesem Lauten Land wohl eh jeder zweite nen Hörschaden hat, muss das wohl so..) auch keinen verständlich Fragen konnte, konnte ich erst zuhause lachen, als ich die Bedeutung nachguckte: I wanna be naked. hehe. punk. Dieser Satz macht deutlich, das DeLongeeinfach nicht für große Texte gemacht ist, sondern für Blödelei-Punk à la Blink 182.
Gleich nach dem ersten Lied kam der obligatorische Spruch: "We are from California and we in America LOVE Japan!" - Was wohl etwas gelobhudelt war und "And we love your women!" - was wahrscheinlich der Wahrheit entspricht. Das Interessante war, dass er nach dem nächsten Lied nochmal genau dasselbe gesagt hat und die "Masse" (es waren ca. 200 Leute da, ausverkauft ist was Anderes...) wieder freudig applaudiert hat. Haben eben fast nix verstanden. Aber hey, der Bandleader hats gesagt, das reicht zum anhimmeln für die 50 Groupies in den ersten 4 Reihen...
Im großen und ganzen war das Publikum trotzdem das lahmste, was ich seit langem, oder gar überhaupt gesehen hat, da ist selbst das versnobteste Hamburger Publikum in seiner Astrabeduselten Trägheit noch ausschweifender Begeisterungsfähig. Zumindest was die Mitsinganteile angeht. Der Part musste 6 mal wiederholt werden, und der arme Kerl auf der Bühne war schon mit seinem Latein am Ende, bis es endlich halbwegs geklappt hat...
Was mich überrascht hat war, dass es 3 Versuche von Stagediving gab, ich sage Versuche weil das arme Mädchen, nachdem es sich einmal mühsam hochgekämpft hatte nach einem ungelenken Rückwärtssalto wieder runtergefallen ist, weil die Bübchen vorne einfach nicht Kräftig genug waren, 50 Kilo zu stemmen. Es war beinahe zum lachen, wenns nicht eigentlich traurig gewesen wäre... Ein weiterer Höhepunkt und etwas, was wohl wirklich nur in japanischen Konzertschuppen vorkommt waren einmal die sauberen Toiletten (da konnte man vom Boden essen..) sowie die Schlachten um die ins Publikum geworfenen Drumsticks. In der Heimat habe ich einst einen halbstündigen Kampf um ein T-Shirt beobachtet, der wohl am ende mit einem zweigeteilten T-Shirt geendet hat. Und als ich nun 4 junge Burschen an einem Drumstick kleben sah, dachte ich, oh, das kann was werden. und tatsächlich, ganze 4 minuten lang gab es einen erbitterten Kampf. Doch dann musste ich lachen, weil plötzlich alle vier anfingen, die angelegenheit mit "Jan Ken Poin" zu lösen, also dem Japanischen "Stein, Schere, Papier". Der Gewinner hat nach 3 Runden den Stick ohne murren von den anderen ausgehändigt bekommen und noch auf die Schulter bekommen. Einmalig. Obwohl eher zweimalig, weil kurze Zeit später ging das Gerangel um den nächsten Stick los, mit gleichem Ausgang. Das ist auch echt die beste Lösung, keiner Verliert sein Gesicht und für alle die gleichen Chancen. Ich hab in einem Gerangel mein Gesicht vielleicht verloren, weiß nicht so genau, hab jedenfalls einen Stick der Meute überlassen und durfte nachher aber trotzdem mit einem abgebrochenen Stick nach Hause laufen, weil mir ein schnuckliges Pärchen beim rausgehen den Stick in die Hand drückte. Nett :)
Zum Ende eines Konzertes in Japan: Nachdem die (übrigens extrem divenhafte) Band nach ca. 11 Songs ihr letztes Lied ankündigte und danach einfach von der Bühne verschwand, wurde noch ca. 30 sec höflich geklatscht und dann schickten sich schon die Lichter wieder anzugehen. Kein einziger Ruf nach einer Zugabe. Und da hats mir gereicht mit dem Lullipublikum und ich hab mit den letzten 3 Klatschern die Klatschlawine wieder in Gang gebracht und es gab noch eine letzte, dafür aber mehr als furiose Zugabe. Und dann ging sofort überall das Licht an, die Letzten schlürfen noch schnell ihren Gratisdrink an der Bar und binnen weniger Minuten war der ganze Club vom Sicherheitspersonal geräumt. Unglaublich, diese Hast. Als ich endlich den einzigen Ausländer und des Englischen mächtigen zu diesem Luschenpublikum und groben UNfug mit dem Rauswerfen befragte stellte sich heraus, dass er schon seit 4 Jahren hier lebt und es in Tokyo und Osaka genau so zugehe. Gut zu wissen. Er musste auch sofort los, es war bereits "späte" 21:52 und er musste noch seinen "letzten Zug" bekommen, da er etwas weiter weg wohnte.
So war das laute Vergnügen bereits um 10 Uhr zuende und man fand sich halb taub und ohrenfiepend auf der Straße wieder. Die so gut wie leer war. Das war etwas komisch nach Tokyo. Aber man gewöhnt sich dran und so konnte ich auf dem Weg nach hause noch bei ein paar Skatern in Sakae vorbeischauen und mich mit ein, zwei Ollies blamieren, die gegen deren perfekte Technik natürlich schlecht anstinken konnten, befor es müde, aber glücklich nach einem mehr als interessanten Abend, in den muckelig warmen Zug nach Hause ging.
Club Quattro, wir sehen uns wieder...

Donnerstag, 10. April 2008

Tokyo galore und warum Nagoya doch gemütlicher ist...

Star Wars Battle in Tokyo

Hallo an die ganze Bagage :)
Wie ich ja in meinem letzten Rundbrief angedeutet hatte, will ich mich nun wöchentlich melden. Das ist ja schonmal schief gegangen. Aber deswegen hab ich es ja auch nicht versprochen und es hätte mich ehrlich gesagt amüsiert, wenn mir das jemand zugetraut hätte, weil dieses "bloggen" ist einfach nicht mein Ding..
Wie de auch sei: Nun trage ich meiner Ansage tribut und lege einen neuen Blog aufs Pflaster, Thema: Tokyo.
Am 24.03 haben Dec und ich uns auf die Socken gemacht, die Hauptstadt des Inselstaates und Stätte des Tenno (Kaisers), zu besuchen.
Am besten kommt man nach Tokyo mit dem Shinkansen, das ist der Japanische ICE und unter Geschäftsleuten wie Touris sehr beliebt. Da schafft man es in entspannten 2 Stunden nach Tokyo.
Kostet allerdings auch 60€ pro Fahrt. Und ich formuliere das immer so: Es gibt 2 Sorten von Menschen, die einen haben Geld und keine Zeit - die fahren Shinkansen, und die anderen haben kein Geld und 2 Wochen Zeit, die fahren mit dem "Urlaubsticket" der Japan Rail, das kostet nur lächerliche 12 Stunden pro Tag und einen Satz Augenringe, weil man 7 Stunden unterwegs ist und ganze 6 mal umsteigen muss. Ok, ich versuch es positiv auszudrücken: Wir haben Japan gesehen. Um es negativ zu sagen: Wir haben gemerkt, dass es eigentlich überall gleich aussieht und nächstes mal fahren wir mit dem Nachtbus, da kann man wenigstens durchschlafen. Aber, wir sind ja noch jung (hüstel..) und abenteuerlustig (bedeutet das Wort eigentlich, dass man Lust auf Abenteuer hat oder das man Abenteuer lustig findet...?!)
Nach mehr oder weniger abwechslungsreichen 7 Stunden Bahnfahrt waren wir also endlich in unserem Zielbahnhof "Nakanoshima angekommen, wo wir unser Quartier für die nächsten 7 Tage beziehen wollten und mussten beinahe enttäuscht feststellen, dass wir mit Nakanoshima mal wiede mitten in der hiesigen Provinz und den nicht endenden Suburbs Tokyos gelandet sind. Es war doch nachtsüber tatsächlich ruhiger als zu Hause in Inazawa..verrückt.
Gehaust haben wir jedenfalls beinahe königlich im Schülerheim der Liebenzeller Mission, das deutsche Kinder von Missionaren aus ganz Japan beherbergt, die dann zur deutschen Schule in Yokohama gehen. (Gibt in ganz Asien übrigens nur drei Deutsche Schulen..etwas popelig...)
Jedenfalls wohnen dort auch Lukas und Johannes, die Kinder unserer Missionarsfamilie Berns.
nachdem wir am ersten Abend erstmal unsere "Base" eingerichtet haben (man brauch an neuen Orten immer erst einmal ne "Base" um ordentlich starten und dann verwundet und geschunden zurückkriechen zu können am Abend..)
Am nächsten Morgen ging es wieder rein in den Stahlkasten auf Schienen und ab nach Shibuya, eine der 23 Städte der Tokyo-Prefecture. Gestartet haben wir da auf wohl einer der überlaufensten Kreuzungen der Welt, bekannt aus Film und Fernsehen könnte man sagen. praktisch DAS Klischeebild, das ich von Tokyo und ja, Japan hatte vor meinem Jahr. Um so erstaunlicher, dass mich die ganzen Menschenmassen nicht mehr umgehauen haben. Waren halt viele Leute und jede Menge Leuchtreklame. Yoa. Alles schonmal gesehen in kleiner in Nagoya. Tokyo ist auch nicht viel anders als Nagoya im Prinzip, und doch wieder total anders. Bautechnisch ist halt alles mehr. Viel mehr. Als ich auf der 212m hohen Aussichtsplattform des Rathauses stand, konnte ich in alle Himmelsrichtungen NUR Stadt sehen. Das war schon was. Ansonsten stehen halt alle Häuser, hohe wie kleine, einfach enger. Und der Puls geht schneller. Irgendwo muss man eben doch merken, dass man es hier mit einer Global City erster Klasse zu tun hat. Besonders in den "angesagtesten" Städten Shinjuku, Shibuya und Harajuku steppt praktisch der Bär und es gibt jede Menge ulkige Persönlichkeiten zu sehen, und das beste, sogar noch nach 9 Uhr abends! (Und das ist für Japan schon eine Leistung ;)
Gleich an unserem ersten Abend haben wir mit einem Japaner in einem Park Bekanntschaft gemacht, als wir gerade auf dem Rasen rumlümmelten und das Gespräch lief ungefähr so ab:
nach 7 Tagen fulminante Megalopolisluft, einem abschließenden Besuch in einer sehr lebhaften internationalen Gemeinde und in einem von nur 6 Burger Kings in Japan, wo wir uns natürlich Kronen besorgt haben, ging es wieder zurück in die japanische Heimat, das gute Nagoya.
Und ob man es glaubt oder nicht, wir waren richtig froh, als wir "unser" Nagoya wieder vor uns liegen sahen.
Als wir in den Tagen darauf noch einmal durch die "Downtown" Nagoyas stapften dachten wir immerzu: Die Ecke hier kenne ich, und die..und die...und die... Was einmal mehr beweist, dass Größe relativ ist und man sich schneller als man denkt, an Lebensumstände gewöhnt.
Und nach dieser Woche Tokyo kann ich, wenn mal wieder ein "komplizierter" U-Bahnplan gemeistert werden soll oder eine Bahn mal "übervoll" ist, nun endlich getrost sagen: Ich habe Schlimmeres gesehen.
In diesem Sinne, mata ne und liebe Grüße, Tim
Der gute Mann hieß übrigens Nobuyuki.
Nobuyuki: Hey.
Wir: Hey.
Nob: Where are you from?
Wir: Germany.
Nob: Oooohhhhhh....MI-CHA-EL SCHU-MA-CHER!
Tja, und von da an hatten wir einen Local-Guide durch Tokyo für den Abend. Das war definitiv eines der besten Erlebnisse in Tokyo überhaupt weil es geau das war, was wir eigentlich wollten: Mit Tokyotern abhängen und nicht eine Woche lang Streber-Touri spielen. Davon gibt es nämlich in Tokyo wirklich genug. Und von denen hab ich auch genug. Mein Liebling war das Model amerikanischer Familienvater: "Ok Claire, smile....Smile!...SMILE!" Aber Tochter Claire wollte nicht für ihren tennissockentragenden Familienpatriarchen lächeln, weil sie darauf nach der wohl 27 Sehenswürdigkeit an dem Tag keine Lust mehr zu hatte.

Gut, dass wir niemand dabei hatten, der uns durch die Stadt schleifen wollte, sondern wir konnten uns entspannt treiben lassen. Und wenn ein Park schön war, dann sind wir da eben geblieben, bis er dicht gemacht hat. Wenn man dafür irgendein "bedeutendes Hochhaus" nicht sehen konnte, ist das auch kein Grund zur Aufregung. Wer sich im Urlaub von seinen übereifrigen Plänen im Voraus beuteln lässt, hat es selbst so gewollt, hehe.
Neben wunderschönen Parks und diversen Hanami-Festen der Sakura (Blütenfesten der Kirschblütenbäume) haben wir auch die künstliche Insel Odaiba besucht, wo wir auf der Strandpromenade mit unseren mehr schlecht als rechten Hackysack-Künsten die Pizzabäckerin amüsierten. Neben dem umwerfenden Blick auf die Tokyo Bay von dem Odaiba-Strand aus konnten wir deswegen zudem noch eine richtig leckere Pizza genießen. (Schmeckte wie die "Ofenfrische" Tiefkühlpizza, aber das ist als Kompliment gemeint :)

Nach drei Tagen je 10 Stunden Tokyo am Stück brauchten wir trotz allem einen Tag Urlaub von Tokyo, weil einem diese Stadt einfach die Energie aus den Knochen zieht. Ist einfach zu groß.
Nach dem Tag Pause gabs dann nochmal ein Highlight und zwar Japans größter Fischmarkt: Tsukiji. Eigentlich muss man schon um 5 Uhr morgens da antanzen, um die Thunfischauktionen mitzubekommen..da ich aber eine Stunde hinfahren musste und - ähem.. leicht verpennt hab, war ich erst um 8:45 da, wo die Party eignetlich schon vorbei war. Trotzdem konnte ich noch etwas Fischmarkt-Flair schnüffeln, wo man es endlich mal mit rauen Seefahrer-Japanern zu tun bekommt. Die schlagen einen etwas rauheren Ton an als ihre höflicheren Landesgenossen. Es war ein fast italienisches Flair mit Rufen und Hektik und einer Menge Tohuwabohu inkl. lebenden Tintenfischen, Riesenstücken frischen Tintenfisch. Einmalig, da kann der Hamburger Fischmarkt getrost einpacken, es ist und bleibt eine Fischnation ;)

Freitag, 14. März 2008

Taiko - Japanische Trommelkultur

Letzte Woche Samstag hab ich es endlich mal geschafft auf ein Konzert zu gehen. Zwei mal die Woche gehe ich auf dem Weg zu meinen Klassen in Kanayama ja am Chukyo University Center vorbei, wo fast täglich ein Klassisches Konzert oder ähnliches stattfindet. Un nun fand eben ein Taiko-Konzert statt. Taiko ist die japanische Trommelkunst, die von Trommelschulen gelehrt wird und eigentlich in Tempeln eingesetzt wird um die Götter gnädig zu stimmen oder was auch immer die damit bezwecken sollen. Jedenfalls sind Trommeln und Rhythmus ja genau mein Ding und deswegen wollte ich mir die mal anschauen. Ich betone hier anschauen und nicht anhören weil der Sound zwar ganz in Ordnung ist, aber große Melodien oder packende Rhythmen gab es nicht. Das überlässt man getrost den Afrikanern oder Sambatrommlern. Worauf es beim Taiko ankommt ist die Perfektion der Bewegung. Das äußert sich darin, dass die Trommelstäbe herumgezwirbelt, geworfen und graziös geschwungen werden. Die Ästhetik steht im Vordergrund. Und das Zusammenspiel, die Einheit der Gruppe. Besonders beeindruckend wurde das am Beispiel der Nachwuchsschüler deutlich, die mit 30 Kindern im Takt ihre Trommeln bearbeiten.
Irgendwie hat es sich ergeben, dass ich mich in der zweiten Reihe Platz nehmen durfte, weil Abendkasse für uns vier nur noch hier und da ein Plätzchen frei war und - holla - die Jungens haben mit ihren Trommeln wirklich die Luft zum schwingen gebracht...
Wie immer ist es so gut wie unmöglich etwas von so einer Atmosphäre auf Video zu bannen, aber ich hab mein möglichstes getan, ohne groß als 2-Meter-Touri-Gaijin, der so tut als hätte er das Fotographierverbot nicht gehört, aus der Masse zu stechen.
Drum nun: Vorhang auf für TAIKO

Mein Japan

Hallo Verwandte, Freunden Bekannte und was es noch alles gibt in der Heimat :)
Das Video erscheint eigentlich in Chronoligisch falscher Reihenfolge, weil ich es eigentlich schon vor drei Monaten gemacht habe (ähemm..), aber anlässlich meines 3. Rundbriefes will ich es endlich einmal offiziell unters Volk bringen.
Eigentlich sollte das Video alleine mein dritter Rundbief werden, hab jedenfalls lange genug dran gesessen...aber ich konnte es wieder mal nicht lassen noch ein paar Sätze dazu zu schreiben, weswegen das jetzt auch übeproportional lange gedauert hat, bis cih mich mal wieder gemeldet hat. Wie auch immer, in diesem Video geht es jedenfalls um mein persönliches Bild von Japan mit all den Facetten, die ich in meinem Alltag mitbekomme. Die Manga und Otaku(Nerd)-Kultur hab ich noch nicht mit verarbeitet, aber das kommt dann wohl in meinem nächsten Video, das ich aus meinem Tokyoausflug mitbringen werde. Endlich mal am Herz der Japanischen Popkultur :)
Bis dahin verbleibt euch der Eindruck von Japan "auf dem Lande", weil alles außer Tokyo und Osaka praktisch ländlich ist aus japanischer Sicht, hehe.
Bis dahin viel Spaß beim schauen, mata ne, teimu.

Montag, 25. Februar 2008

HADAKA MATSURI die Zweite...

So, seit heute habe ich endlich meine geliebtes Adobe Premiere Videoproduktionssoftware wieder und hab mich gleich an mein Video zum Hadaka Matsuri Fest gesetzt. Das abgedrehte Treiben hat mich an die Schlusszene des Films "Hooligans" erinnert, wo die Banalität des eigentlich sinnlosen Kampfes um "Reputation" , Anerkennung mit fröhlicher Musik verdeutlicht wird. Ich hatte schon während dem Fest das Lied 7 pm von Yann Thiersen dazu als passend im Kopf, weil sie den ganzen Irrsinn noch einmal hervorhebt. Dieses Land hat wirklich Rettung nötig...


Mata ne, Tim

Freitag, 22. Februar 2008

HADAKA MATSURI

Hallo an Alle, die sich auf meinem Plog eingetrudelt haben.
Ich weiß, Asche auf mein Haupt, es gibt Leute, die 10 mal so oft auf ihre Plogs schreiben, ich bin da so mehr der Junge für Emails und Telefonate und auch mal einen Runden Brief. Der Nächste ist Übrigens in Aussicht und es wird mal wieder ein Mammutprojekt...hehe.
Doch fürs Futter zwischendurch gibt es heute einen Text auf die Augen, der sich rund ums Hadaka Matsuri dreht :)
Der Inhalt rankt sich um das Nacktenfest, das diese Woche Dienstag in Inazawa stattgefunden hat und alles weitere gibt es jetzt hier:

Am Dienstag war in Inazawa das alljährliche Nacktenfest (HADAKE MATSURI) des lokalen Shinto-Schreins. Der Ort ist in ganz Japan für dieses abgedrehte Fest bekannt. Das Jugendndzentrum befindet sich praktisch in unmittelbarer Nähe des Schreins. Aus der ganzen Umgebung und von noch weiter her kommen Teilnehmer und Besucher.

Gestartet hat der kulturelle Wahnsinn pünktlich zur Mittagszeit, als ich und Dec beim gemütlichen gebratene Nudeln mümmeln von lautem trommeln, pfeifen und dumpfen grölen überrascht werden.
Das bedeutet natürlich sofort rauf auf die Drahtesel und dann immer der Nase nach. Der Sake-Fahne entgegen.

Schon in der ersten Seitengasse begegnet uns ein erwachsener Mann, der bis auf ein Tuch um die Lenden, völlig nackt ist. Und das bei ca. 8° C. Nachdem wir ihn prustend bemitleidet haben folgen wir ihm auf die Hauptstraße: hier trifft unser einsames Adamskostümchen auf eine ganze Horde so gut wie nackte Männer. Das ist wirklich ein Anblick, der schwer in Worte zu fassen ist..Wir folgen der brüllenden Meute Richtung Schrein. Ihr Lendenschurz erinnert etwas an die Riesen-Unterhöschen, wie man sie von den Sumo-Kämpfern kennt. Sie haben bereits tief ins Sake-Tetrapak geguckt und brüllen und grölen irgendwas auf japanisch, während wir perplex dieses Spektakels auf unseren Fahrrädern, langsam, wie ein Jeep auf Safari, der Herde hinterherfahren.

Es ist ein richtiges Dorffest, wen man es so nennen Darf. Mit allem Zubehör - es gibt Polizisten und Zuschauer. Absperrungen und Essensstände mit lustigem Essen. Es ist ein Fest wo die ganze Stadt auf den Beinen ist und eine äußerst ausgelassene Stimmung herrscht.

Am Schrein trifft unser Mob dann auf hunderte und aber hunderte weiterer entblößter Waschbärhintern und fröhliche Zuschauer. Es gibt keine Musik, nur die sich immer wiederholenden Sprechchöre der nackten Männer.

Noch dazu gesellen isch nicht weniger als drei Nachrichtenhubschrauber, auf den Straßen laufen Reporter und Kameraleute von Yoga zu Pilates und andersrum. Kurz: Es geht rund.

Alle warten auf einen einzigen ganz nackten Mann, der vorher ausgewählt und von irgendwelchen Priestern im Schrein "rituell gereinigt" wurde. Der ganze Spaß hat nämlich seinen Ursprung und Zweck in der der Shinto-Religion. (Auch wenn die Japaner Kultur und Religion gerne einmal vermischen und meinen, "...dass das ja eigentlich das Gleiche sei") Wer den nackten Mann, wenn er aus dem Schrein kommt, berührt, so glauben die Leute (mehr oder weniger), überträgt damit alles Pech und Unglück, das das Schicksal im nächsten Jahr bringen möge, auf ihn. Also wer ihn berührt, dem wird im kommenden Jahr nix schlimmes passieren. Es kann auhc andersrum sein und man kann seinen ganzen Müll abladen, den man in diesem Jahr gesammelt hat. Kommt am Ende eigentlich aufs Gleiche raus: Er ist eine Art Quasi-Sündenbock.

Er kommt eine Stunde zu spät, die nackte Menge stürzt sich auf ihn, er hat es irgendwie überlebt aber so wie es ausgesehen hat, hätte es auch gut anders ausgehen können. Ich habe ihn selbst nicht gesehen, nur das gewaltige Gewühl um ihn herum. Aber die schmerzverzerrten Blicke der Männer um ihn herum die ich erspähen konnte, als sie von der tobenden Menge zerquetscht wurden, habe ich noch vor Augen,.

Die Jagd nach dem nackten Mann war der „Höhepunkt" des Festes, danach hatten Dec und ich wirklich genug von diesem "Kulturspektakel" und sind wieder nach Hause gegangen, sie spinnen doch.

Am nächsten Tag waren alle Männer wieder angezogen, Hemd und Krawatte, im Zug auf dem Weg zum Büro, als wenn nie was gewesen wäre.

Mehr Bilder zum HADAKA MATSURI gibt es hier

Ansonsten läuft hier alles einigermaßen seinen gewohnten Gang und ich bin einfach immer noch froh, hier sein zu dürfen und so tolle Klassen zu haben :)

Auf bald und mata ne, Tim